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Zum 70. ein volles Haus

BARENBOIMS GEBURTSTAG

Fast noch schöner, als den Beginn eines großartigen Konzertes mitzuerleben, ist es, nach ein paar Minuten einfach hineinzugleiten – auch wenn es daran liegt, dass man durch den Verzehr zweier argentinischer Empanadas zu spät in der Philharmonie angekommen ist und nun mit der Stehplatzempore vorliebnehmen muss.

Der Saal platzt aus allen Nähten. Kein Wunder: An diesem Donnerstagabend wird der 70. Geburtstag von Daniel Barenboim begangen. Der Publikumsliebling ist nicht nur ein begnadeter Dirigent, sondern engagiert sich auch politisch – etwa für die Begegnung von israelischen und arabischen Jugendlichen. Das kommt gut an.

Zu Ehren ihres Generalmusikdirektors spielt die Staatskapelle nun also ein Benefizkonzert – die Einnahmen gehen an den vom Maestro gegründeten Berliner Musikkindergarten. Zwei Klavierkonzerte stehen auf dem Programm – Beethovens drittes, Tschaikowskys erstes. Barenboim selbst sitzt am Flügel. Das Geburtstagskind geht an diesem Abend nicht leer aus: Der erst vor wenigen Wochen verstorbene US-Komponist Elliot Carter hat sein Stück „Dialogues II“ Barenboim zum 70. gewidmet – heute Abend wird es zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt.

Am Ende ebbt der Applaus minutenlang nicht ab, alle stehen, nur nach Hause gehen sie nicht. Barenboim bedankt sich solistisch mit drei Chopin-Stücken, bei denen er an einigen Stellen beinahe abzuheben scheint. Als ein paar Übermotivierte im Publikum den Takt zu klatschen beginnen, wird die drohende Schunkelstimmung durch ein allgemeines „Pssst“ erstickt. Die Leute wollen genießen.

Nach dem Konzert erhält Barenboim von jedem weiblichen Orchestermitglied eine Rose. Dann steht er da, in jeder Hand einen roten Strauß, der zu Boden zeigt. Als hätten sich seine Arme plötzlich in Flügel verwandelt.

JOHANNES KULMS

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