Claudius Prößer misst die Pünktlichkeit der S-Bahn
: 95,5 Prozent sind nicht genug

Kundenfreundlich, zuverlässig, pünktlich: alles sprichwörtlich für die S-Bahn Berlin GmbH. O. k., nicht wirklich. Zwar hat die Bahntochter die Krisenjahre 2008ff. hinter sich gelassen. Aber gerade mit der Pünktlichkeit hapert es immer noch. Das zusammen mit der DB Netz aufgelegte Programm „Ringbahn PLUS Berlin“ soll – nach drei Jahren und rund vier Millio­nen Euro an Investitionen – die rot-gelben Züge wieder so zuverlässig machen, dass die Berlinerin ihre Uhr danach stellen kann.

Für den Laien sieht der sogenannte Pünktlichkeitsgrad der Berliner S-Bahn eigentlich gar nicht so übel aus: 95,5 Prozent im Mittel waren es 2016, im Jahr 2015 immerhin 95,0 Prozent – ja und? Das sind doch sozialistische Messergebnisse, oder? Genau genommen nicht, denn erst eine Verspätung ab vier Minuten fließt überhaupt in die Statistik ein. Alles darunter geht als Beintraining und Achtsamkeitsübung für die Wartenden durch.

Wenn dann auch noch in einem Monat – etwa im letzten November – nur 92,2 Prozent erreicht werden, riecht das schon nach einer Menge Unmut, verpassten Anschlüssen und stirnrunzelnden Arbeitgebern.

Die Ringbahn ist besonders anfällig

Eigentlich dürfte das auch gar nicht passieren: Der Verkehrsvertrag, den das Land Berlin mit der S-Bahn GmbH geschlossen hat, legt einen Pünktlichkeitsgrad von mindestens 96 Prozent im Monatsmittel fest und stellt sogar 97 Prozent in Aussicht.

Besonders verspätungsanfällig ist dabei die Ringbahn, „das Herzstück des S-Bahn-Systems“, wie Geschäftsführer Peter Buchner sagt (was seine FahrerInnen auf der Stadtbahn nicht gerne hören dürften): „Eine Strecke ohne Endstationen und mit zahlreichen ein- und ausfädelnden Linien ist extrem anfällig für Störungen“, erklärt der oberste S-Bahner. „Die daraus resultierenden Auswirkungen sind gravierender als anderswo.“ Offenbar gibt es auf den „normalen“ Strecken ausreichende Zeitpuffer an der Zielhaltestelle, sodass sich eine aufgelaufene Verspätung per sofortiger Rückfahrt abbauen lässt.

Besser werden soll das alles durch die Modernisierung von Signalen und Weichen – letztere sollen sogar ein „Analyse- und Diagnosesystem zur Früherkennung von Störungen“ erhalten. Auch in die Instandhaltung der Züge und die Ausbildung von mehr Personal wird investiert. Und ab 2021 rollt dann endlich die neue Baureihe auf dem Ring.

Vielleicht kann die DB am Ende wirklich ihre Kunden „als sympathischer Dienstleister überzeugen“, wie es am Freitag in einer Pressemitteilung hieß. Und wenn nicht? Na, dann isset halt Berlin.