von unserer Redaktion
: Freie Presse

Die Nachrichten aus dem deutschen Pressewesen sind schlecht. Die Frankfurter Rundschau ist insolvent, das Szenemagazin Prinz wird eingestellt, die Augsburger Allgemeine kündigt eine Sparwelle an, die auch ihr Tochterblatt Südkurier treffen wird, und im Stuttgarter Pressehaus stehen in dieser Woche einschneidende Veränderungen an. Die Liste ließe sich beliebig verlängern, weil sie in allen Verlagshäusern nach demselben Prinzip abgearbeitet wird: Sinkende Auflagen und einbrechende Anzeigen schmälern den Gewinn, und dagegen hilft angeblich nur sparen. Am besten am Personal.

Dass es jüngst Uwe Vorkötter (59) erwischt hat, wird der Betroffene verschmerzen können. Als ehemaliger Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung dürfte er etwas auf die hohe Kante gelegt haben, was ihn bis zur Rente bringt. Was ihm wehtut, so erzählte er vor wenigen Tagen in Stuttgart, ist der Zustand des Journalismus: Mainstream allerorten und kein Land in Sicht. Und selbst er, der wahrlich kein Linker ist, stellt sich die Frage, ob die Verleger-Presse die Ultima Ratio ist.

Wir von Kontext haben die Frage beantwortet. Mit einem klaren Nein, weil wir eine freie Presse als öffentliches Gut und nicht als Ware betrachten, die eine möglichst hohe Rendite abwerfen soll. Da tut es gut zu sehen, dass auch andernorts so gedacht wird. In Basel zum Beispiel, wo vor einem Jahr die unabhängige Tageswoche gegründet worden ist. Von Kollegen der Basler Zeitung, die nicht mehr bei ihrem abgewirtschafteten Blatt bleiben und etwas Eigenes machen wollten. Auch sie sind im Netz (www.tageswoche.ch) vertreten, auch sie drucken auf Papier – und sind damit erfolgreich. 22.000 Abonnenten zählen sie bereits.

Ganz zuversichtlich zeigte sich deshalb Kollege Urs Buess, der sich mit Kontext-Redakteur Josef-Otto Freudenreich beim Netzwerk Recherche, einem Verein investigativer Journalisten, eingefunden hatte, um den 120 Kollegen beide Projekte vorzustellen. Ihre Botschaft in München, im Verlagsgebäude der Süddeutschen Zeitung: Es ist harte Arbeit, aber auch ein großes Glück, unabhängig arbeiten zu können. Nun haben die Basler Kollegen noch das zusätzliche Glück, von der Stiftung einer reichen Pharmaerbin profitieren zu können, um die wir sie selbstverständlich beneiden. Doch wer weiß, was hier noch alles passiert? Auf jeden Fall wird inhaltlich kooperiert, womit den Schwaben in der Schweiz womöglich ein besserer Ruf zuteil wird und die Schweizer in Schwaben nicht nur ein Nummernkonto sind.