Nun geht's gegen die Ministerin

REAKTIONEN Von der Leyen gerät selbst in die Kritik. CSU-Herrmann spricht von „ein paar Verrückten“ im Militär

BERLIN dpa/rtr/taz | Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) steht wegen ihrer harschen Vorwürfe an die Bundeswehrführung selbst weiter in der Kritik: Ex-Generalinspekteur Harald Kujau warf ihr vor, der Truppe zu schaden. „Die pauschale Kritik der Ministerin an Haltung, Führung und Korpsgeist war inakzeptabel und schädlich für die Bundeswehr. Und ihre Entschuldigung ist wachsweich ausgefallen“, sagte Kujau der Welt am Sonntag.

Von der Leyen hatte der Bundeswehr im Fall des terrorverdächtigen Soldaten Franco A. pauschal ein Haltungsproblem, Führungsschwäche und falschen Korpsgeist vorgeworfen. Das löste prompt eine Debatte über die Führungsqualitäten der Ministerin aus. Ihr wurde vorgeworfen, die Schuld auf andere abzuladen, um die eigene Karriere nicht zu gefährden. Daraufhin bedauerte sie eine fehlende Einordnung ihrer Worte. Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm von der Leyen in Schutz.

Seehofer stellt Bundeswehr „nicht an den Pranger“

Am Wochenende wandte sich CSU-Chef Horst Seehofer gegen Pauschalkritik am Militär und zielte damit indirekt auf von der Leyen. “„Wir stellen die Bundeswehr nicht an den Pranger“, sagte Seehofer auf einem CSU-Sonderparteitag in München. Zu Rechtsextremisten in der Truppe sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann: „Da gibt es ein paar Verrückte, die muss man rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen.“

Grüne und SPD haben für Mittwoch eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses beantragt, bei der sie die Ministerin befragen wollen. Vertreter von Linken und Grünen im Parlamentarischen Kontrollgremium, das im Bundestag für die Geheimdienstaufsicht zuständig ist, warfen dem Militärischen Abschirmdienst MAD Versagen vor.

Ausschuss-Vize André Hahn (Linkspartei) sagte zur Affäre Franco A.: „Der MAD kann sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Seine bislang angewandten Methoden zum Schutz der Bundeswehr sind nach Lage der Dinge völlig unzureichend.“

KLH