Mord an Minister in Somalia: Tod eines Hoffnungsträgers
Somalias Wiederaufbauminister Siraji, Jungpolitiker und Flüchtlingsaktivist, wurde in der Hauptstadt Mogadischu getötet.
Die Täter, wie sich schnell herausstellte, gehörten zur Leibgarde des Generalstaatsanwalts Nur Farah. Zwei der Wächter wurden noch am gleichen Abend festgenommen und Ermittlungen gegen den Generalstaatsanwalt eingeleitet.
Siraji saß Medienberichten zufolge am Steuer seines theoretisch kugelsicheren Autos und fuhr nach Meinung der Wächter zu schnell. Sie schätzten ihn als terroristische Gefahr ein und eröffneten das Feuer – in Mogadischu gibt es häufig islamistische Terroranschläge.
Der 31-jährige Politiker war Ende März Minister geworden und galt vielen Somaliern als Hoffnungsträger einer neuen, vom Krieg und den alten Clankonflikten unbelasteten Generation.
Aufgewachsen im Flüchtlingslager
Aufgewachsen war der 1987 geborene Siraji nicht in Somalia, sondern in dem riesigen Flüchtlingslager Dadaab im benachbarten Kenia, wohin er mit seiner Familie als Kleinkind geflohen war. Er engagierte sich als Flüchtlingsaktivist und kehrte 2011 nach Somalia zurück, als Angestellter der UNO in der Lebensmittelversorgung.
Im vergangenen November kandidierte er erfolgreich gegen einen etablierten Kandidaten um einen Parlamentssitz in der südsomalischen Stadt Kismayo, aus deren Umland seine Familie stammt.
Moulid Hujale, Freund des Toten
Dann wurde er Minister für Wiederaufbau in der neuen Regierung, die nach der Wahl des ebenfalls aus dem Exil zurückgekehrten Mohamed Abdullahi Mohamed „Farmaajo“ zum Präsidenten im Februar gebildet wurde und in die große Hoffnungen auf Überwindung der korrupten Clanstrukturen Somalias gesetzt werden.
„Das ganze Land trauert“
Abass Siraji war „ein nationales Symbol“, schrieb am Donnerstag sein langjähriger Freund Moulid Hujale auf der Webseite des britischen Guardian in einem emotionalen Nachruf. „Er war ein Leuchtturm der Hoffnung für uns. Das ganze Land trauert heute, besonders die jungen Leute, die 75 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die Tötung von Abass war ein Angriff auf ihre Hoffnungen und Visionen.“
Präsident Farmaajo, der am Mittwoch zu einem dreitägigen Besuch nach Äthiopien gereist war, brach seine Reise sofort ab. Am Donnerstag nahm er zusammen mit zahlreichen Politikern und Trauernden in Mogadischu am Staatsbegräbnis des getöteten Ministers teil.
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