Visionen und Fehlschläge

FILMREIHEDas Schöne ist nicht immer praktisch und das Zuhause mitunter tödlich: Das Hamburger B-Movie widmet sich den Mai hindurch dem Lebensraum Stadt

Die Betreiber des B-Movie in Hamburg-St. Pauli sind geschickt darin, thematische Filmreihen zusammenzustellen. Regelmäßig bringt ihnen das die Unterstützung der Filmförderung ein, und so rechnen sich diese Reihen wohl, auch wenn einige – und so mancher der darin gebündelten Filme – keine leichte Kost sind. In diesem Monat nun zeigt man unter dem Titel „Zu Verkaufen“ zehn Filme und -programme zum Thema „Lebensraum Stadt und seine Kommerzialisierung“. Der begleitende Programmtext stellt klar: Es geht um „alternative Konzepte, gewagte Zukunftsvisionen“, aber auch um „besonders gelungene Fehlschläge und Wohn-Alpträume“.

Die Reihe beginnt mit „Song from the Forest“ (4. und 25. Mai) von Michael Obert. Der Porträtfilm stellt den US-Amerikaner Louis Sarno vor, der als junger Mann nach Afrika reiste und dort mit den Bayaka-Pygmäen lebte. Als er 25 Jahre später nach New York zurück kehrt, bringt er auch einen 13-jährigen Sohn mit – für den ist ein extremerer Kulturschock wohl kaum vorstellbar.

Ein Doppelprogramm mit kürzeren Filmen (4. und 21. Mai) befasst sich mit irgendwann mal visionären Architekturprojekten: Mika Taanilas „Futoro“ stellt das gleichnamige Freizeit-Haus aus dem Jahr 1968 vor. Es sah aus wie ein UFO, bestand gänzlich aus Kunststoff – und wirkt heute so altmodisch wie die Kulissen der „Raumpatrouille Orion“. Für „Koolhaas Houselife“ hatten Ila Beka und Louise Lemoine die schöne Idee, das 1998 gebaute „Maison á Bordeaux“ aus der Perspektive einer Haushälterin vorzustellen. Siehe da: Das Schöne ist selten auch das Praktische.

Ein internationaler Festival­erfolg des Jahres 1998 war die Dokumentation „The Cruise“ (11. und 20. Mai). Darin folgt Bennett Miller ein paar Tage lang dem Yorker Reiseführer und Straßenphilosophen Timothy Levitch. Dessen Stadtrundfahrten aber sind so poetisch und komisch, dass er danach in elf weiteren Filmen auftrat – immer „as himself“.

Von den mitunter tödlichen Gefahren des Wohnens handelt dann zum Abschluss der Reihe die lange Horrofilmnacht am 27. Mai: In der spanischen Komödie „La Comunidad“ beginnt eine Maklerin (Carmen Maura) einen Kampf um Leben und Tod gegen eine bizarre Hausgemeinschaft. „5 Zimmer, Küche, Sarg“ von und mit dem neuseeländischen Komödianten Jemaine Clement parodiert Reality TV: Ein Kamerateam besucht eine Wohngemeinschaft – von Vampiren. In David Cronenbergs „Shivers“ schließlich breiten sich wurmähnliche Parasiten sich in einem futuristischen Wohnkomplex aus und versetzen die Bewohner in sexuelle Raserei. HIP