OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Der Tonfilm hatte sich 1929 weltweit durchgesetzt. Doch damit war auch die Internationalität passé, die dem Stummfilm zu eigen gewesen war. Dessen Zwischentitel hatte man beim Export in andere Länder leicht austauschen können. Doch wie sollte man das Sprachproblem nun angehen? Synchronisation war zwar technisch bereits möglich, fand jedoch aufgrund anfänglich fehlender Lippensynchronität wenig Anklang. So kam es zur Blüte der sogenannten Sprachversions­filme, die in Deutschland noch bis Ende der 1930er Jahre hergestellt wurden: Man drehte die Filmszenen einfach in den Sprachen der wichtigsten Auslandsmärkte, je nach Kenntnis der Schauspieler mal mit denselben Akteuren, mal mit ausländischen Stars. Ein Klassiker dieser Sprachversionsfilme ist „Der blaue Engel“ (1930) von Josef von Sternberg: In „The Blue Angel“ avanciert Marlene Dietrich sprachlich von der feschen zur „naughty Lola“, während sich Emil Jannings in der Rolle eines Englischlehrers gewaltig mit dem englischen „th“ abplagt. Überhaupt gibt es bei diesem frühen Beispiel noch ein ziemliches Sprachenwirrwarr zwischen Englisch und Deutsch – möglicherweise fand man das authentisch (Der blaue Engel, 30. 5., 19. 30 Uhr, The Blue Angel, 31. 5., 19. 30 Uhr, Arsenal 2).

Der Ossi-Wessi-Konflikt vergnüglich aufgearbeitet im Rahmen einer absurden Spionagekomödie voller hübscher Ideen: Als in einer obskuren ehemaligen Sowjetrepublik der designierte Präsident entführt wird, reaktiviert der BND den ehemaligen Ost-Agenten Jochen Falk (Henry Hübchen) und sein Team von leicht abgehalfterten DDR-Spionage-Rentnern. Denn man glaubt an wertvolle Kontakte von Falk, der insgeheim hofft, bei dieser Aktion mit einem alten West-Widersacher abrechnen zu können. Der Spaß an der Parodie „Kundschafter des Friedens“ vermittelt sich über die komödiantische Vielschichtigkeit: nicht nur Ost und West, sondern auch Alt und Jung, nostalgisches Old-School-Handwerk und neue Ineffizienz werden hier aufs Korn genommen. Zur Vorführung im Filmmuseum Potsdam ist Regisseur Robert Thalheim anwesend (30. 5., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Die Tücke des Objektes war ein beliebter Topos der Stummfilmkomik: In Buster Keatons Kurzfilm „One Week“ (1920) versucht der Komiker, die falsch nummerierten Teile eines Fertighauses zusammenzusetzen – natürlich mit vorhersehbar katastrophalem Ergebnis. In der Reihe „Stummfilm um Mitternacht“ begleitet Anna Vavilkina „One Week“ und andere Kurzfilme von und mit Buster Keaton musikalisch an der Kinoorgel (27. 5., 24 Uhr, Babylon Mitte).