Allergisch auf Gesundheitskarte

Die Bundesknappschaft startet mit einer elektronischen Gesundheitskarte: Die Krankheitsgeschichte von 50 Bottropern wird maschinenlesbar. Auch Rezepte finden auf der Chipkarte Platz

AUS BOTTROP ELMAR KOK

Kranke Bottroper sind die ersten Bürger Deutschlands, die eine elektronische Gesundheitskarte erhalten werden. Das sagte gestern Georg Greve, Direktor der Bundesknappschaft im Knappschaftskrankenhaus Bottrop. „Im GNG (Gesundheitseinrichtungen-Neuordnungs-Gesetz, d. Redaktion) steht drin, dass die elektronische Gesundheitskarte zum 01.01.2006 eingeführt werden soll. Und es werden genau 50 eingeführt werden – die 50, die wir austeilen“, sagte Greve gestern bei der Vorstellung des Projekts.

Obwohl die Richtlinien für die Einführung digitaler Patientendaten noch gar nicht festgelegt sind, prescht die Bundesknappschaft zusammen mit T-Systems und sechs weiteren Partnern aus der freien Wirtschaft jetzt vor, um vor allen anderen am Markt zu sein. Es gehe nicht darum, in Bottrop eine Einzellösung aufzubauen, sagte dementsprechend T-Systems-Projektleiter Martin Gödecke, „stattdessen werden wir als eines der ersten Unternehmen in Deutschland die bundesweit vorgeschriebene Architektur umsetzen“.

Bei der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte verbunden mit der elektronischen Patientenakte und dem elektronischen Rezept erhofft sich die deutsche Gesundheitswirtschaft große Einsparungen. Beispielsweise könnten Doppeluntersuchungen vermieden werden, wenn der Arzt über die Chipkarte sofortigen Zugriff auf die Krankengeschichte des Patienten hätte.

Allerdings stehen die Vorschriften, die bei einer Gesundheitskarte erfüllt werden müssen, bisher noch gar nicht fest: Die Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH (gematik), die vom Bundesgesundheitsministerium beauftragt wurde, will zu den Spezifikationen der Karte, die alle Versicherten Deutschlands bis spätestens zum Jahreswechsel 2006/2007 erhalten sollen, noch nichts sagen: „Eine abschließende Spezifikation steht noch nicht fest“, sagt Daniel Pöschkens, Medienreferent der gematik. Es könne aber durchaus sein, dass die Bottroper ihr System den Anforderungen noch nachträglich anpassen könnten.

Das Versuchsfeld Bottrop ist dabei für die Projektteilnehmer ideal. Die Knappschaft ist dort Krankenhausbetreiber und Versicherer in einem, hat aber auch schon bisher mit eigenen Gesundheitsnetzen innerhalb dieses Verbundes gearbeitet. 50 Versicherte können ihre Daten dort ab sofort in Kartenform vom Krankenhaus in drei Arztpraxen und wieder zurück transportieren. Mit dem ebenfalls elektronischen Heilberufeausweis kann auch der Arzt dann den bisherigen Krankheits- und Behandlungsablauf sehen. Voraussetzung dafür: Patient und Arzt stecken ihre Karten gleichzeitig in ein Terminal und geben ihre Geheimnummer ein. Der Notfalldatensatz, der beispielsweise Informationen über Allergien enthält, ist schon ohne diese Nummer auszulesen.