Schlick für Hausbau?

Unkonkrete Diskussionen in Bremischer Bürgerschaft und bei der Aktionskonferenz Nordsee

Bremen taz ■ Jährlich sechs Millionen Tonnen Schlamm müssen Nassbagger aus Deutschlands Seehäfen holen. Nur wohin damit? Denn ein Teil ist mit Schadstoffen belastet, etwa Schwermetallen und Chlor. Fachleute haben in der Bremischen Bürgerschaft und bei der Aktionskonferenz Nordsee nach Lösungen für die Entsorgung gesucht.

Noch werden spezielle Deponien zur letzten Ruhestätte für den Gift-Schlamm: In Bremen gibt es etwa eine Lagerstätte in Seehausen. Kay Hamer, Geologe an der Universität Bremen, hat andere Vorschläge für die Entsorgung: „Aus dem Baggergut könnten Ziegel gemacht werden.“ Auch die Abdichtung von Müllkippen oder die Erhöhung von Deichen sei mit dem Material möglich. Giftiger Schlamm für Häuser und Deiche? Ob die Chemikalien im Schlamm Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit haben können – das weiß heute noch keiner. „Aktuelle Messungen müssen dazu noch gemacht werden“, sagt Kay Hamer. Für die beteiligten Unternehmen und das Land Bremen sind diese Lösungen nach Ansicht von Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek (CDU) jedoch zu teuer. Nur am Rande fordert ein Gast, die Schadstoffe selbst müssten reduziert werden.

Genau dieser Aspekt war Schwerpunkt beim Hearing der Aktionskonferenz Nordsee. Organisatorin Inse Ewen forderte den Ausbau der Erfassung und des Verwendungsverbotes schädlicher Chemikalien, damit die Gewässer weniger belastet werden. Vor der Zulassung müssten die Hersteller Angaben zur Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit der Chemikalien machen. Eine entsprechende Richtlinie will die EU nächstes Jahr vorlegen.

Das alles ist aber Zukunftsmusik. Denn die Verfahren für die Verwertung sind noch nicht hinreichend entwickelt, die bisherigen Verbote greifen nur langsam. Uwe Lahl vom Bundesumweltministerium sagte, vor 2021 könnten die Behörden im Rahmen der EU-Richtlinie keine weiteren Verbote aussprechen. Erst dann seien alle Stoffe erfasst. „Bis dahin müssen wir uns mit den Gegebenheiten abfinden“, sagte Inse Ewers.

Interessierte können sich über die Entwicklungen in der Nassbaggerei informieren. Bis zum 28. Oktober gibt es dazu eine Ausstellung in der Bürgerschaft. MS