piwik no script img

PortraitPlötzlich auf der anderen Seite

Erst SPD, nun CDU: die Thüringer Politikerin Marion Rosin Foto: spd

Im Wortsinn über Nacht hat die SPD-Abgeordnete Marion Rosin im Thüringer Landtag die Fronten gewechselt. Aus Unzufriedenheit mit der Schulpolitik der rot-rot-grünen Koalition informierte sie am Dienstagabend ihren Fraktionsvorsitzenden Matthias Hey per Fax über ihren Wechsel zur oppositionellen CDU. Kritik an den Mindestschülerzahlen für kleine Landschulen oder an der Rückführung des Hortpersonals von der kommunalen in die Landesverantwortung hatte sie schon früher geäußert. Auch für Alleingänge ist Rosin bekannt. Dennoch überraschte sie mit diesem Coup die Fraktion. Fraktionschef Hey zeigte sich „irritiert“.

Die heute 47-jährige Marion Rosin legte zwar ihr Abitur noch kurz vor dem Ende der DDR in Jena ab. Ihr Grund- und Aufbaustudium als Pädagogin aber begann sie in den Zeiten des Umbruchs 1989 in Erfurt. Nach dem Abschluss als Diplom-Pädagogin 1997 folgte zunächst ein mehrjähriges Medienintermezzo bei der Thüringer Allgemeinen und dann in der Pressestelle der SPD-Landtagsfraktion. 2002 stieg sie wieder ins Referendariat ein. Sie wurde Grundschullehrerin und leitete ab 2012 eine staatliche Grundschule in Arnstadt.

Nach ihrer Wahl in den Thüringer Landtag 2014 wurde sie bildungs- und kirchenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. In ihrer ersten Erklärung als CDU-Mitglied attackiert sie weniger die Sozialdemokraten als die „dogmatisch-ideologischen Führungskader der Linken“, die die Dreierkoalition prägten. Deren „zentralistische Tendenz“ gefährde die Teilhabe des Bürgers.

Mit dem Wechsel Rosins schrumpft die Landtagsmehrheit der Koalition aus Linken, SPD und Grünen auf nur eine Stimme. Rosin, Mutter von zwei Kindern, ist mit dem früheren Innenminister Richard Dewes verheiratet, der vor Jahren im internen SPD-Machtkampf gegen Christoph Matschie unterlag. Dewes plädierte zwar schon 2009 für ein Bündnis mit der Linken in Thüringen, wandte sich aber jüngst gegen die Gebietsreform als zentrales Vorhaben der rot-rot-grünen Koalition. Der Anwalt vertritt die dagegen klagende Stadt Weimar und ist Mitglied einer kritischen Expertenkommission im Landtag. Michael Bartsch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen