OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Der dänische Regisseur Carl Theodor Dreyer ist für formal strenge Filme bekannt, die sich mit Religion und dem Übernatürlichen auseinandersetzen. Das trifft auch auf das Drama „Vredens Dag“ (1943) zu, in dem Dreyer in Bildkompositionen, deren Kadrage und Lichtgestaltung an barocke Gemälde erinnern, von fanatischer Religiosität im 17. Jahrhundert erzählt. Unerfreulich sieht für die junge Anne das Leben als zweite Frau des Pastors Absalom aus, dessen spärlich möbliertes Haus sie sich mit dessen herrischer Mutter teilen muss. Jegliche Lebensfreude ist verpönt: Man trägt Schwarz, Singen ist eine Provokation, der Pastor wartet nur noch auf das herrliche Jenseits. Kein Wunder, dass Anne die Arme nach dem nahezu gleichaltrigen Stiefsohn Martin ausstreckt und sich ein Leben im Hier und Jetzt wünscht. Doch die sonnenbeschienenen Szenen des Glücks sind nur kurze Illusion, die offenbar wird, als ein Mann einen Karren mit Holz für den Scheiterhaufen durch das vermeintliche Idyll zieht (OmEngl. U, 30. 4., 18.30 Uhr, Zeughauskino).

Entgegen unserer Wahrnehmung gibt es im Gazastreifen nicht nur einen Dauerkonflikt, sondern auch Menschen, die ein relativ normales Leben führen und den Wunsch nach Veränderung noch nicht aufgegeben haben. In ihrem Dokumentarfilm „Gaza Surf Club“ zeigen Philip Gnadt und Mickey Yamine junge Leute, denen das Surfen zumindest für ein paar Stunden jene Freiheit verspricht, die das Land sonst nicht bietet. Zwei Hauptprotagonisten kristallisieren sich heraus: Ibrahim hofft auf ein Visum, weil er auf Hawaii lernen möchte, wie man Surfbretter für den in Planung befindlichen Club baut. Parallel erzählt der Film von einem selbstbewussten Mädchen, das – unterstützt vom Vater – nicht daran denkt, das Schwimmen und Surfen aus „Schicklichkeitsgründen“ aufzugeben. Am Strand ist sie die von anderen Mädchen umlagerte Sensation. Nur Wunschdenken für eine andere Zukunft? (OmU, 29. 4., 16.30 Uhr, Zukunft)

Estland besitzt in Sachen Animationsfilm eine lange Tradition, an die die Regisseure Heiki Ernits und Janno Pöldma mit ihren Geschichten um das Hundemädchen Lotte anknüpfen. In dem überaus charmanten Kinderfilm „Lotte im Dorf der Erfinder“ (2006) erlebt Lotte einen alljährlichen Erfinderwettbewerb, bei dem stets ihr Vater als Favorit gilt. Zudem lernt sie die Biene Susumu kennen, die sie zu einer Judomeisterschaft in Japan mitnimmt. Der attraktive Bilderbuchstil der Zeichnungen mit leuchtenden Farben richtet sich vornehmlich an kleine Zuschauer (30. 4., 14.30 Uhr, Sputnik Kino am Südstern).