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KunstmesseKöln und Berlin gemeinsamgegen Basel

Daniel Hug geht in die Offensive. Er steigt mit der Art Cologne bei der Art Berlin ­Contemporary ein

Die Berliner Galeristen sind nicht zu beneiden. Gerade haben sie die Art Cologne hinter sich gebracht, da steht jetzt gleich das Gallery Weekend an, das sie vor 17 Jahren gegründet haben.

Hatte die Verlegung der Kölner Messe auf das Kunstwochenende in Berlin vor einem Jahr noch für einigen Ärger gesorgt, scheint das Schnee von gestern zu sein. Im Gegenteil: Die Organisatoren des Gallery Weekends, die auch die Art Berlin Contemporary (abc) im September verantworten, die einstmals als Alternative zur Berliner Kunstmesse Art Forum dieser den Todesstoß versetzte, verbünden sich mit der Kölner Messe.

Die steht unter Druck, seitdem die MCH Group, die Muttergesellschaft der Art Basel, bekannt gegeben hat, dass sie bei der Art Düsseldorf einsteigt, zusätzlich zur Art Basel Miami und der Art Basel Hongkong. Kein Wunder, dass Daniel Hug, der Chef der Art Cologne, davon spricht, die Schweizer Messe­gesellschaft und ihr Leiter Marc Spiegler wollten die Welt der Kunstmessen kolonialisieren.

Er glaubt, dass mit der globalen Art Basel eine Art Nestlé der Kunstwelt entsteht, mit den bekannten fatalen Folgen. Eine Kunstmesse europäischen Musters in ein Land wie Indien mit einer ganz eigenen kulturellen Identität zu bringen, sagt er dem Online-Portal artnet News, könne die dortigen lokalen Kunstszenen zerstören.

Daniel Hug jedenfalls geht in die Offensive und steigt mit der Koelnmesse, der Firma hinter der Art Cologne, bei der Berliner abc ein, was die neue Kunstmesse Art Berlin zur Folge hat. Schon im Herbst dieses Jahres soll sie an den Start gehen. Maike Cruse, die bisherige Leiterin der abc, soll auch diese kommerzielle Messe leiten, die den Kunstmarkt widerspiegeln, aber nicht Art Basel like definieren will. Derzeit werden noch die Details ausgehandelt.

Die Art Cologne konnte dieses Mal mit großen Galerien prunken. Etwa mit Larry Gagosian, Megagalerist mit sechs Filialen in New York, drei in London, zwei in Paris und je eine in Beverly Hills, San Francisco, Athen, Rom, Genf und Hongkong, der zum ersten Mal nach Köln kam. Er brachte eine monumentale Straßenlampeninstallation von Chris Burden mit, „Buddha’s Fingers“ benannt.

Burden war übrigens 1978 der erste Künstler im Programm des damals 33-jährigen Larry Gagosian, der seine Karriere in San Francisco begann. Die Lampen hat der vor zwei Jahren verstorbene Künstler zu hermetischen, undurchdringlichen Kreisen zusammengeschoben, wie Sportteams bei der Taktikbesprechung. Ein treffendes symbolisches Bild für die Anstrengungen Berlins und Kölns, ihre Position im Kunstbetrieb zu verteidigen. wbg

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