ALTER MEISTER
: Wie sie leuchten

Barack Obama nutzt die erste Reise nach seiner Wiederwahl zu einem Ausflug nach Südostasien, wo er eines Heimspiels gewiss sein kann. Er hat nicht nur einen schwarzen Vater und eine weiße Mutter, sondern auch einen indonesischen Stiefvater.

Vier Jahre lang ging Obama in Jakarta zur Schule. Im Land seiner Kindheit ließ er sich vor zwei Jahren schon feiern. Jetzt wird er das in Kambodscha, Myanmar und Thailand machen. Höhepunkt der Reise wird an diesem Montag sein Besuch in Myanmar, dem Land der bösen Generäle und der schönen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi. Die empfing er im September im Oval Office. Jetzt hat er sich zum Gegenbesuch eingeladen. Wird sich Obama bedanken, dass ihm der Besuch der Demokratie-Ikone ein paar Stimmen brachte? Oder werden die beiden über ihre Gemeinsamkeiten plaudern? Es gibt jede Menge. Beide schmückt der Friedensnobelpreis. Beide haben die damit verbundenen Vorschusslorbeeren bisher nicht recht einlösen können. Beide stehen für Multikulti.

Und schließlich sind die Gesichter von beiden auf Postern des US-Streetart-Künstlers Shepard Fairey verewigt worden. Das „HOPE“-Bildnis Obamas machte 2008 den Anfang und zeigt den Präsidentschaftskandidaten als Politikone. Es trug zu seinem Wahlsieg bei. Das regte den Menschenrechtsaktivisten Jack Healey an, auch Aung San Suu Kyi von Fairey porträtieren zu lassen, was der auch gerne tat. Healey, lange Leiter der US-Sektion von Amnesty International, hoffte, Fareys Suu-Kyi-Bild werde dieselbe Wirkung haben wie das Obamas: „Wenn sie die Macht übernimmt, wird Folter in Birma sofort aufhören, 70.000 Kindersoldaten werden verschwinden und der Drogenhandel wird für einige Zeit k.o. gehen.“

Das hat nicht so ganz geklappt. Myanmar ist im Licht des auf Suu Kyi projizierten Glorienscheins immer noch ein Land der Finsternis, da kann die Regierung noch so viele Gefangene freilassen, wie vor Obamas Besuch gerade geschehen. Er wird Myanmars Präsidenten, Exgeneral Thein Sein, ermuntern, noch mehr Demokratie zu wagen. Wie das konkret gehen soll, werden weder Obama noch Aung San Suu Kyi sagen können. Aber das ist ja auch nicht die Aufgabe von Ikonen. Sie sollen leuchten, Herzen wärmen. Das geht auf dunklem Hintergrund besonders gut.

HANS-BERND ZÖLLNER

■ Der Autor ist Südostasien-Wissenschaftler mit Schwerpunkt politischer Buddhismus. Gerade ist sein jüngstes Buch „The Beast and the Beauty“ erschienen, aus dem auch die Bilder zum Text stammen.