Ein Palast für alle

Prachtbau Das Palais am Festungsgraben, verwaltet von der landeseigenen Immobilien-Gesellschaft BIM, wird saniert und ab 2021 ein „Haus der Kreativität und Vielfalt“. Initiativen dauert das zu lange

Soll in einigen Jahren wieder in vollem Glanz erstrahlen: das Palais am Festungsgraben in Mitte Foto: imagebroker/imago

von Antje Lang-Lendorff

Die Kronleuchter glitzern noch immer prächtig, doch an vielen Stellen ist der Lack ab. Wer durch das Palais am Festungsgraben geht, sieht abgestoßene Türrahmen, Flecken auf Tapeten, abgelaufenes Parkett. Das soll sich ändern: Am Dienstag hat die Berliner Immobilien Management GmbH BIM, die das Gebäude hinter der Neuen Wache in Mitte für das Land verwaltet, den Fahrplan für die Sanierung und weitere Nutzung vorgestellt.

Demnach sollen in Zukunft ein oder mehrere Mieter aus der Zivilgesellschaft, aus Politik oder Kultur den größeren Teil der Räume bespielen – allerdings erst ab 2021 oder 2022, weil das Haus vorher grundlegend renoviert wird. Ziel sei eine dauerhafte öffentliche Nachnutzung, sagte Birgit Möhring von der Geschäftsleitung der BIM. „Das Palais soll sich als offenes Haus der Kreativität und Vielfalt profilieren.“

Das Palais am Festungsgraben gehört zu den wenigen erhaltenen Prachtbauten ­Berlins aus dem 18. Jahrhundert. Der 1751 bis 1753 von Christian Friedrich Feldmann errichtete Palast diente einst als Amtssitz der preußischen Finanzminister. Nach dem Krieg wurde es zum „Haus der Kultur der Sowjetunion“ umfunktioniert, 1974 eröffnete im Gebäude die Tad­shikische Teestube, die sich inzwischen in der Oranienburger Straße befindet.

Heute beherbergt das Gebäude das Theater im Palais, auch das benachbarte Maxim Gorki Theater nutzt einen Teil der Flächen. Die imposanten historischen Säle können gebucht werden, etwa für Trauungen oder Filmdrehs. Zurzeit sind auch Mitarbeiter der Humboldt-Uni in einem Teil des Palais tätig, weil in der Uni selbst gebaut wird. „Die HU hätte Räume sonst teuer am Markt anmieten müssen“, sagte Möhring.

Die Berliner Immobilien Management GmbH BIM verwaltet im Auftrag des Landes rund 4.800 Immobilien. Sie zog am Dienstag Bilanz: Demnach hat die Gesellschaft in den vergangenen Jahren knapp 150 Flächen mit über 1,6 Millionen Quadratmetern an Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften übertragen – eine Auswirkung der neuen Liegenschaftspolitik, die die Daseinsvorsorge zum Ziel hat. Die übertragene Fläche biete Platz für potenziell 20.000 Wohnungen. Für die nächsten zwei Jahre sollen noch einmal knapp 70 Flächen mit 1,3 Millionen Quadratmeter bereitgestellt werden. (all)

Die Sanierung des Palais soll Ende 2019 beginnen. Die BIM veranschlagt dafür rund 15 Millionen Euro. Nur ein Teil der Räume soll anschließend neu vermietet werden: Die Theater bleiben im Haus, die historischen Säle sollen weiterhin für Veranstaltungen gebucht werden können. Für neue Nutzer stünden von den insgesamt 7.000 Quadratmetern 4.000 bis 4.500 Quadratmeter zur Verfügung, so Möhring.

Die Miete nach der Sanierung soll kostendeckend sein, erläutert Möhring – aber niedrig genug, dass sie sich auch Personen oder Gruppen ohne dicken Geldbeutel leisten können. Es sei nicht der Job der BIM, Überschüsse einzufahren, erklärte ihr Kollege Sven Lemiss. Vielmehr gehe es um die „Stadtrendite“ einer kulturellen oder zivilgesellschaftlichen Nutzung.

Die komme allerdings viel zu spät, findet Rolf Kreinich. Er will das Palais gemeinsam mit einem Verein zu einem „Haus für die Vereinten Nationen in Berlin“ umgestalten mit Ausstellungen und Büros für Nichtregierungsorganisationen. Die Zwischennutzung durch die Humboldt-Uni halte er für unsinnig, sagt Kreibich. „Deshalb fünf Jahre abwarten – das ist ein Schlag für uns.“ Um die Räume bewerben wolle sich sein Verein aber trotzdem. Das Verfahren dafür startet schon jetzt: Noch bis Oktober können Interessierte Konzepte einreichen.