Fahrradpolitik

Beim nationalen Radverkehrskongress geht es um die Frage: Wie sieht die Zukunft in der Fahrradrepublik Deutschland aus?

„Vibrationen am Lenker weisen auf Schlaglöcher hin“

Automatik Elektrische Systeme können Radfahrer vor Unfällen warnen, sagt der Mobilitätsexperte Daniel Görges

Daniel Görges

Foto: privat

Der 37-Jährige ist Professor für Elektromobilität an der TU Kaiserslautern. Er forscht zu autonomem Fahren, insbesondere bei Fahrrädern und Nutzfahrzeugen.

taz: Herr Görges, was können Assistenzsysteme, die man aus Autos kennt, Radlern bringen?

Daniel Görges: In erster Linie geht es darum, die Verkehrssicherheit zu verbessern. Voraussetzung für elektronische Sicherheitssysteme ist Strom, und den haben wir bei den Elektrorädern. Das Rad kann dabei von der Entwicklung bei Motorrädern profitieren. Bei denen ist bereits das Antiblockiersystem ABS Pflicht, das die Bremskraft optimal verteilt. Ein solches System ist auch für E-Bikes denkbar.

Welche Assistenten gibt es bereits bei Rädern?

Im Einsatz ist schon eine Radarüberwachung des Rückraumes der Radler, also eine Art elektronischer Rückspiegel. Das Ziel: Der Radler muss sich nicht mehr umdrehen. Und automatisch wird das Rücklicht des Rades aufgeblendet, je näher ein anderes Fahrzeug von hinten kommt.

Und was ist noch denkbar?

Das ABS, das beim Bremsen auf rutschiger Straße hilft oder ein zu starkes Bremsen des Vorderrades, das zu Stürzen führt, verhindert. Möglich ist auch eine Frontkollisionswarnung; auch vor Schlaglöchern und Bordsteinkanten können Radfahrer und Radfahrerinnen gewarnt werden, zum Beispiel optisch, akustisch oder auch haptisch durch Vibrationen am Lenker.

Wollen Radler für solche Technik Geld ausgeben?

Unsere Umfrage zeigt: Die meisten Befragten geben an, bis zu 300 Euro für ein Sicherheitspaket zu investieren. Wenn man verschiedene Systeme kombiniert, könnte man etwa die Hälfte der typischen Radunfälle verhindern. Wenn man bedenkt, dass diese zu schweren Verletzungen führen können, ist die Zahlungsbereitschaft nicht verwunderlich.

Viele Radler wünschen sich Systeme, mit denen sie Auto- oder Lkw-Fahrern signalisieren, dass sie da sind. Können Sie diesen Wunsch erfüllen?

Nein, andere Verkehrsteilnehmer automatisch anzuhupen, das geht nicht. Möglich wäre aber eine automatische Information von Fahrzeug zu Fahrzeug, also auch von Rad zu Lkw.

Und was ist Zukunftsmusik?

Es wird bereits an einem automatischen Umkippschutz bei Zweirädern gearbeitet; der könnte auch etwas fürs Fahrrad sein. Sogar ein autonomes Rad, das ganz allein fahren kann, ist dann denkbar.

Interview Richard Rother