Kurden beenden Hungerstreik

Türkei-Kritik

Das weiße Zelt ist abgebaut, die Teppiche und Decken, die die Aktivisten am Steintorplatz in Hannovers Innenstadt gewärmt hatten, sind weggeschafft. Die niedersächsischen Kurden haben ihren Hungerstreik aufgegeben –vor der großen Demonstration, die heute um 13 Uhr am Hauptbahnhof beginnt. „Die Gefangenen in der Türkei, mit denen wir uns solidarisiert haben, haben nach 65 Tagen mit ihrem Hungerstreik aufgehört“, sagt Ayfer Kahraman vom kurdischen Frauennetzwerk Ronahî in Hannover.

„Nach so vielen Tagen war der Protest lebensbedrohlich.“ Die Gefangenen hätten mit dem Streik aufgehört, damit es keine Toten gebe, sagt Kahraman. Ihre Forderungen nach einer Freilassung der politischen Gefangenen oder zumindest einer Verbesserung der Haftbedingungen sowie Gespräche mit dem inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan habe der türkische Staat aber nicht erfüllt.

Diesen Forderungen hatten sich auch Kurden aus ganz Niedersachsen angeschlossen, die sich in dem weißen Zelt versammelt hatten, die Schuhe ordentlich am Eingang auf Europaletten abgestellt, an den Zeltwänden Protestparolen. Drei Tage verzichteten sie auf Essen, dann war die nächste Gruppe von rund 20 Aktivisten dran – eine symbolische Aktion.

„Man hört von Demütigungen und Folter in den Gefängnissen“, sagt Kahraman. Deutschland und die übrigen EU-Staaten sollten Druck auf Recep Tayyip Erdoğan ausüben, damit sich daran etwas ändere.

Und obwohl sie in Deutschland weit von der türkischen Staatsmacht entfernt leben, fühlten sich die Kurden auf dem Platz nicht sicher: Nachts patrouillierte die kurdische Jugend rund um das Zelt, in dem die Hungerstreikenden schliefen, sagt Kahraman. In anderen Städten seien Kurden angegriffen worden. „Da hat man Angst.“

Bürger und Ladenbesitzer in der Umgebung dürfte es freuen, dass die Aktivisten das Zelt nun abgebaut haben. Hatten sie sich doch sogleich in guter hannoverscher Manier „mit diversen Beschwerden“ gegen den Protest an die Stadt gewendet. rea