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Wau

Arbeitstiere Können Hunde im Büro dazu beitragen, das Betriebsklima zu verbessern, oder haben sie bei der Arbeit nichts zu suchen? Die Meinungen in dieser Frage gehen offenbar auseinander

Mustergültiger Vertreter seiner Art: Oskar, der taz.hund unserer Redaktion in Bremen Foto: Karolina Meyer-Schilf

Eine Art Gruppendruck

betr.: „Hunde im Büro“, taz.nord vom 15./16./17. 4. 17

Ich bin doch ein wenig erstaunt, wie völlig unkritisch die Behauptungen des Lobbyvereins „Bürohund“ in dem o. a. Artikel von der taz übernommen werden.

 Als ehemaliger Mitarbeiter eines Unternehmens der Medienbranche, das Hundehaltung im Büro erlaubte, habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht.

 So ist mir zum Beispiel rätsel­haft, wie ein Bürohund das Betriebsklima verbessern soll. Die aggressiven und zum Teil beleidigenden Bemerkungen der Hundebesitzer, wenn man sie höflich darauf hinweist, dass man von ihrem Haustier nicht beschnüffelt, beschlabbert, angeknurrt oder vollgehaart werden möchte, tragen jedenfalls sicher nicht dazu bei. „Besten“falls entsteht dadurch eine Art Gruppendruck, unter dem sich niemand mehr traut, etwas „gegen“ den Hund zu äußern.

 Auch angesichts einiger -zig Unternehmen in ganz Deutschland von einem „Trend“ zu sprechen, entspricht wohl eher dem Wunschdenken des Vereins als der Realität. Interessanterweise handelt es sich dabei um Firmen aus Branchen, die dafür berüchtigt sind, ihre Mitarbeiter nicht allzu gut zu bezahlen, dafür aber reichlich (selbstverständlich „freiwillige“) Überstunden einzufordern.

­ Wäre es nicht besser, diese Unternehmen ließen den Hundehaltern genügend Freizeit, in der sie sich ihren Haustieren angemessen widmen könnten – oder wenigstens genug Geld, um einen Dog-Sitter zu bezahlen –, als dass diese darauf angewiesen wären, das Tier dem nicht gerade artgerechten Lebensraum Büro auszusetzen?

 Meiner Meinung nach gehört ein Hund jedenfalls genauso wenig ins Büro wie eine unhinterfragte Lobbymeinung in die taz.

ULRICH KARSTEN, München