Am Ende jubelt die Polizei

Randsport Hannover 96 entscheidet des Niedersachsenderby gegen Eintracht Braunschweig für sich, die Polizei dank eines Riesen-Aufgebots das Kräftemessen mit den gewalttätigen Fans beider Lager

Das Fußball-Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig ist schon unter normalen Umständen eine heikle Angelegenheit. Die Abneigung zwischen den Anhängern der beiden Clubs wurzelt schließlich in einer gewachsenen historischen Rivalität der beiden Städte. Am Samstag kam erschwerend hinzu, dass es um so viel ging wie schon lange nicht mehr: Beide Clubs spielen noch um den Aufstieg in die erste Bundesliga mit.

Entsprechend warnten viele im Vorfeld, schwere Ausschreitungen, ja, kriegsähnliche Zustände drohten der Stadt. Die Polizei rüstete mächtig auf: Insgesamt sicherten am Samstag 2.600 Beamte das Nieder­sachsen­derby, Hubschrauber und Sprengstoffspürhunde wurden eingesetzt.

Doch dann kam alles ganz anders. Gewalttätige Auseinandersetzungen blieben aus, bis auf eine Ausnahme: Eine Stunde vor Spielbeginn versuchten rund 200 Anhänger von Eintracht Braunschweig, die Einlasskontrollen zu umgehen und das Stadion zu stürmen. Die Polizei stoppte sie, nahm ihnen „säckeweise“ Pyrotechnik, Vermummungsgegenstände, Brechstangen, Bolzenschneider und Stahlschlösser ab und schickte sie mit Bussen direkt zurück nach Braunschweig. Für einen Großteil der aktiven Fanszene von Eintracht Braunschweig war das Derby damit schon vor dem Anpfiff zu Ende.

Der Marsch der hannoverschen Fanszene zum Stadion verlief hingegen ohne Zwischenfälle. Zum Einlauf der Mannschaften erstreckte sich eine Choreographie mit dem Motto „Kampf – Sieg“ über die Nord- und Westtribüne. Die Mannschaft von Hannover 96 hatte es sich offenbar zu Herzen genommen und legte einen kämpferischen Auftritt hin.

In der 32. Minute war es Niclas Füllkrug, der nach einem Eckball den 1:0 Endstand für Hannover erzielte. „Für meine Heimatstadt das Derby zu entscheiden – besser hätte ich mir das nicht erträumen können“, sagte der gebürtige Hannoveraner später. Hannover hat sich damit zunächst an die Tabellenspitze gesetzt. Braunschweig hingegen ist aus den Aufstiegsrängen gerutscht, liegt nun punktgleich hinter dem Tabellendritten Union Berlin.

Nach Abpfiff wurde der erste Derbysieg seit 19 Jahren mit einer großen Pyroshow im Hannover-Fanblock ausgelassen gefeiert. Zu weiteren Ausschreitungen kam es nach dem Spiel nicht, weder am Stadion noch in der Innenstadt.

Obwohl der Gästeanhang ohne weitere Vorkommnisse die Stadt verließ, überwachte die Polizei noch Stunden nach dem Spiel feiernde 96-Anhänger, die sie als „Problemklientel“ bezeichnet.

Der zuständige Einsatzleiter, Polizei-Vizepräsident Jörg Müller, äußerte sich hinterher zufrieden mit seiner Strategie: „Durch flexibles und sehr konsequentes Einschreiten ist es uns gelungen, gewaltbereite Anhänger beider Clubs zu trennen.“ Maximilian Schmidt