OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Gemeinhin werden Ingmar Bergmans Filme „Wie in einem Spiegel“ (1961), „Licht im Winter“ (1962) und „Das Schweigen“ (1963) als eine Art „Glaubenstrilogie“ interpretiert – auch wenn das der Regisseur selbst anders sah. Bei „Licht im Winter“ ist der religiöse Bezug am einfachsten zu verstehen: Gunnar Björnstrand spielt einen Pastor, der in eine schwere Glaubenskrise gerät. Die Geschichte von „Wie in einem Spiegel“ ist komplizierter: In dem Vierpersonenstück um familiäre Beziehungen erkrankt eine junge Frau (Harriet Anderson) an Schizophrenie und entwickelt einen religiösen Wahn, in dem Gott keinerlei Trost bietet.

In „Das Schweigen“ hingegen ist Gott gleich vollkommen stumm und abwesend. Demnach wären die Schwestern (Ingrid Thulin und Gunnel Lindblom), die gemeinsam mit einem kleinen Jungen in einem fremden Land gestrandet sind, durch das Fehlen von moralischen Grundsätzen komplett auf die eigene Existenz zurückgeworfen und der Verzweiflung preisgegeben: das Leben als Hölle. Dies kann, muss man aber nicht unbedingt so sehen. Auch ohne religiösen Bezugspunkt bleibt der Film eine exzellente Studie über Unglück, Sprach- und Lieblosigkeit („Wie in einem Spiegel“: 14. 4., 21 Uhr, 18. 4., 20 Uhr, „Licht im Winter“: 15. 4., 21 Uhr, „Das Schweigen“: 16. ., 21 Uhr, Zeughauskino).

Der notwendige Gegensatz zu Actionabenteuern aus dem Computer: „Die rote Schildkröte“, der erste abendfüllende Animationsfilm des Niederländers Michael Dudok de Wit, ist weitgehend in Handzeichnung entstanden und erzählt mit klaren Linien und zurückgenommenen Farben eine dia­loglose Fabel über den Zyklus des menschlichen Lebens. Die mythologischen Aspekte dürften auch das japanische Studio „Ghibli“ angesprochen haben, das den Film koproduzierte. (13.–16. 4., 16 Uhr, Bali-Kino, 13.–15. 4, 13.20 Uhr, 17.–19. 4., 15 Uhr, B-Ware! Ladenkino).

Was bewegt unpolitische Menschen dazu, sich autoritären Strukturen hinzugeben? Dieser Frage geht Regisseur Wolfgang Staudte in der auf dem gleichnamigen Roman von Heinrich Mann beruhenden Satire „Der Untertan“ (1951) nach. In der Geschichte über den Fabrikanten Diederich Heßling (Werner Peters) im deutschen Kaiserreich findet er die Antwort in der (deutschen?) Angst, die sich am besten steuern lässt, wenn das strikte Befolgen von Befehlen Sicherheit bietet. Das Fiese daran: Solange Heßling den anderen nach dem Mund redet, macht er Karriere – doch als er am Ende einmal selbst die Initiative ergreift, bleibt er allein im Regen stehen (13. 4., 20 Uhr, 15. 4., 18.30 , Zeughauskino).