Späte Wiedergutmachung für angebliche Hexen

Schuld28 Menschen wurden in Bernau einst als Hexen verbrannt. Nun ehrt die Stadt die Opfer

Wiedergutmachung nach 400 Jahren: Die Stadt Bernau bei Berlin hat per Beschluss die Opfer der Hexenverfolgung rehabilitiert. „Auf der letzten Stadtvertreterversammlung ist die Entscheidung so getroffen worden“, erklärte Bürgermeister André Stahl (Linke) am Mittwoch. „Die Rehabilitierung der unschuldig gequälten und hingerichteten Opfer ist ein Akt im Geiste der Erinnerung und Versöhnung“, heißt es in dem Beschluss, den mehrere Fraktionen beantragt hatten. Seit 2005 steht neben dem Henkerhaus ein Denkmal für die Opfer der Hexenverfolgung in Bernau.

Bernau habe sich in der ethischen Verpflichtung gesehen, den Opfern und ihren Familien im Namen der Menschenrechte ihre Ehre zurückzugeben, erklärte der Historiker Sören-Ole Gemski. Er sitzt für Die Linke im Stadtparlament und hat die Rehabilitierung vorangetrieben.

„Ausgrenzung und Diskriminierung sind heute aktueller denn je. Deshalb war es so wichtig, nach all den Jahrhunderten ein Zeichen gegen Feindseligkeiten und Vorurteile, Gerüchte und Verdächtigungen zu setzen“, betonte Gemski. Diese Ansicht vertraten im Stadtparlament nicht alle. Die Hexenverfolgung sei Jahrhunderte her. Es gebe drängendere Probleme, hieß es. Drei Abgeordnete stimmten mit Nein, acht enthielten sich. „Zum Glück stimmten 23 Abgeordnete fraktionsübergreifend zu“, so Gemski.

„Soweit bekannt ist, wurden in Bernau von 1536 bis 1658 etwa 25 Frauen und drei Männer als Hexen oder Zauberer verbrannt. Vermutlich war die Zahl aber größer“, erklärte Gemski. Im Jahr 1617 – also vor genau 400 Jahren – gab es den Erkenntnissen zufolge einen Höhepunkt der Verfolgungswelle. ­„Bernau war ein Zentrum der Hexenverbrennungen“, ergänzte er. In Eberswalde zum Beispiel habe man sich damit begnügt, eine beschuldigte Frau einfach aus der Stadt zu jagen. Für Berlin sei kein Fall belegt, wo Hexen verbrannt wurden.

Wo genau die angeblichen Hexen in Bernau hingerichtet wurden, wisse man nicht mehr. „Sie auf dem Marktplatz zu verbrennen war zu gefährlich, weil alles aus Holz war. Außerdem wollte man die Hexen ja aus der Stadt haben“, erklärte Gemski. Der 62-Jährige vermutet, dass man sie auf dem Galgenberg oder in der sogenannten Waschspüle getötet hat. Bernau ist nicht die erste Stadt, die Opfer der Hexenverfolgung rehabilitiert hat. Vor allem im süddeutschen Raum sei vieles passiert, so der Historiker. (dpa)