MUSIK

MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt

Erbarme dich!“ Vielleicht werden Sie das sagen, wenn Sie jetzt weiterlesen. Denn es soll, aus aktuellem Anlass, diesmal um Ostern gehen. Und um Ostern. Und Ostern. Doch keine Angst: Ein klein wenig konzeptfernes Musikgeschehen soll in dieser Woche auch noch vorkommen. Zum Beispiel das Konzert von Fetter am Donnerstag. Die Amsterdamer treten im „West Germany“ den Beweis an, dass düsterer Pop mit reichlich Synthesizern keinesfalls eine historisch abgewirtschaftete Option sein muss, sondern, mit einigen vitalisierenden Noise-Impulsen versehen, sogar verdämmerte Gothic-Untote wieder auferstehen lassen kann. Spätestens beim Auftritt des ungarischen Industrial-Technoproduzenten Új Bála dürfte es dann so weit sein (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr).

Von Karfreitag an wird dann aber ernst gemacht mit Pas­sions­musik. In der Gethsema­ne­kirche bieten der Kammerchor der Sing-Akademie zu Berlin,der Knabenchor des Staats- und Domchors Berlin und die Lautten Compagney Berlin unter Leitung von Kai-Uwe Jirka die „Brockes-Passion“ von Georg Philipp Telemann dar. Wie der Titel andeutet, handelt es sich um ein Passionsoratorium nach einem Gedicht von Barthold Heinrich Brockes, auf dessen poetische Fähigkeiten auch Telemanns Zeitgenosse Johann Sebastian Bach mitunter zurückgegriffen hat (Stargarder Str. 77, 20 Uhr, 12 €).

Schon am Samstag, also im Grunde einen Tag zu früh, wird dann im Radialsystem der Geist der Freude verkündet: „L’esprit de joie“ nennen sich die „Messiaen Osterfesttage“, die dem französischen Komponisten Olivier Messiaen als spirituellem Tonsetzer des 20. Jahrhunderts schlechthin huldigen. Wobei die Musik weniger nach liturgischen denn nach ästhetischen Gesichtspunkten ausgewählt wurde: Die „Poèmes pour Mí“ (Samstag) sind durchaus weltliche Liebesgesänge, das kammermusikalische „Quatuor pour la fin du temps“ (Sonntag) findet musikalisch höchst überzeugende Antworten auf die psychedelische Prosa der Offenbarung des Johannes, und die „Sept visions de l’Amen“ für zwei Klaviere sind eine große Versenkunstmeditation, die nicht direkt mit Ostern zu tun hat, aber allemal ergreifend ist (Holzmarktstr. 33, 15.-17. 4., www.radialsystem.de).

Und weil es eigentlich selten zu viel Messiaen im Programm geben kann, ergänzt am Mittwoch der Organist Florian Wilkes in der St.-Hedwigs-Kathedrale mit Messiaens „Chants d’oiseaux“ – der Komponist war passionierter Ornithologe, der auf seinen Reisen viel Zeit mit dem Tonband im Wald verbrachte, wo er die Gesänge der Vögel aufzeichnete, um sie als Melodien in seinen Werken zu verwenden (Hinter der Kath. Kirche 3, 15 Uhr, Eintritt frei).