LESERINNENBRIEFE
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Die erste Frauenquote

■ betr.: „Wie ich mal alle Männer entließ“, taz vom 17. 11. 12

In ihrem Artikel hat sich Ute Scheub leider geirrt. Die erste Frauenquote wurde nicht 1980 bei der taz erstreikt. Die Zeitschrift Frauen und Film, von mir 1974 gegründet und bis 1981 herausgegeben (seitdem im Verlag Roter Stern), hat 1975, wie wir das damals nannten, „Geschlechterparität in den Gremien“ gefordert. Das wurde schnell aufgegriffen in den Jurys vom „Internationalen Forum des jungen Films“ und vom Kurzfilmfestival Oberhausen und peu à peu und eher zaghaft, aber doch kontinuierlich von anderen Jurys und geldgebenden Gremien. HELKE SANDER

Hoch informative Ausgabe

■ betr.: „Hosen runter von den Chefsesseln …“, taz vom 17. 11. 12

Eine von vorne bis (fast) ganz hinten – die Wahrheit fehlt schon sehr – hoch informative Ausgabe. Dass es in den Medien noch so dominant männlich zugeht, hatte ich nicht so eingeschätzt. Frau erkämpft sich zwar im Laufe des Lebens den eigenen weiblichen Blick auf die Dinge, findet sich aber im Alltag zu oft mit der Macht der Männer ab.

Wunderbar auch der große Freiraum zur eigenen Meinungsbildung. Und so ganz ohne Richtungsstreitereien. Einfach guter Journalismus. RENATE GATZ, Gau-Algesheim

Plakativ und unverbindlich

■ betr.: „Hosen runter von den Chefsesseln …“, taz vom 17. 11. 12

Die Idee der Quotentaz ist interessant, der Inhalt war enttäuschend. Es gab in der Ausgabe zu viele Schaufensterinterviews und Schaufensterartikel mit und über Spitzenpersonal aus Politik und Wirtschaft. Dabei wäre es doch interessant gewesen, das aktuelle Weltgeschehen in Politik, Wirtschaft und Kultur unter der Genderperspektive zu beleuchten. Das aber ist in der Ausgabe nicht geschehen und so blieb die Quotentaz einerseits plakativ, andererseits unverbindlich. PETER NOWAK, Berlin

Schwungvoll, spritzig, ideenreich

■ betr.: „Hosen runter von den Chefsesseln …“, taz vom 17. 11. 12

Was für ein frecher Titel bei so viel Prominenz, die dahintersteht! Und sonst: viel Schwung – ich merke, es hat Ihnen Spaß gemacht, mir auch, das Ergebnis zu lesen. Schwungvoll, spritzig, ideenreich – die beste Werbung für Ihr Anliegen, das ich teile! Herzlichen Glückwunsch! Und die taz? Lasst euch anstecken. MEINHARD SCHRÖDER

Ein echter Hingucker

■ betr.: „Hosen runter von den Chefsesseln …“, taz vom 17. 11. 12

Toll, dass ihr das zum Thema macht – und schockierend, wie wenig sich in den letzten Jahrzehnten getan hat. Schön wäre auch, mal eine taz-Ausgabe mit der üblichen Themenvielfalt zu lesen, allerdings ausnahmslos von Journalistinnen getextet. Da würde sich dann zeigen, ob weibliche Berichterstattung inhaltlich und stilistisch tatsächlich anders ausfällt. Ich bin mir da nicht mehr so sicher.

Die Gestaltung des Titels „Hosen runter …“ ist nicht nur klug, da mit ihr die Collagen einer Nobelpreisträgerin, also einer klugen, erfolgreichen Frau, assoziiert werden können, auch das witzige Wortspiel ist gelungen: ein echter Hingucker! Nur inhaltlich stimmt was nicht … Sexistische Phantasien, die Männer nicht mal mehr zu äußern wagen würden, werden hier von genderbewussten Journalistinnen im Jahre 2012 aufgewärmt! Frau = Vulva! Hackt’s? Ging es nicht in genau dieser Ausgabe darum, dass Frauen mehr zu bieten haben als ihre Sexualität und genau darüber nicht definiert werden wollen? Trotzdem: Weiterhin gutes Gelingen! ALEXANDRA REUTER

Rollenklischees sitzen tief

■ betr.: „Hosen runter von den Chefsesseln …“, taz vom 17. 11. 12

Die Artikel in der taz waren unglaublich interessant. Dennoch fehlten mir einige Aspekte. Ich beobachte, dass in allen Medien (von ARD, ZDF über die überregionalen Tageszeitungen bis zu Magazinen und vor allem regionalen Zeitungen) Genderklischees wie aus den 60er Jahren subtil verwendet werden. Es wird über Elternzeit geschrieben, und zitiert werden nur Mütter. Auch bei der Debatte über das Betreuungsgeld ist immer nur von Müttern die Rede, und es werden als Fallbeispiele auch nur Frauen herangezogen. Die Rollenklischees sitzen anscheinend immer noch so tief und fest, dass es dringend notwendig ist, dass Redaktionen bewusst damit umgehen, diese in der Berichterstattung zu vermeiden. Nur so kann man bewirken, dass sich in der Gesellschaft zementiere Vorurteile auflösen, und dazu beitragen, mehr Gleichstellung zu erreichen. ELENA KUCH, Hamburg

Was fehlte

■ betr.: „Hosen runter von den Chefsesseln …“, taz vom 17. 11. 12

Deutschland schickt Soldaten an die türkisch-syrische Grenze, Merkel macht Putin den Hof, Eskalation im Gazastreifen, es passiert jede Menge Berichtens- und Lesenswertes, und ihr widmet die ganze Ausgabe den Karrierebedürfnissen unserer Mittelstandsdamen. Noch so eine Zeitung, die auf qualifizierten Journalismus verzichtet zugunsten der Instrumentalisierung des Geschlechterkonkurrenz, und ihr habt eben einen Leser weniger. DETLEF VON SCHMELING