Rendite machen in Neu-Tempelhof

Verdrängung MieterInnen in der Gontermannstraße wehren sich gegen drastische Mieterhöhungen

„Vor 81 Jahren bin ich hier in meiner Wohnung zur Welt gekommen. Ich möchte auch hier sterben“, sagte Erika Seibert (Name geändert). Doch jetzt fürchtet die Seniorin, ihre Wohnung nicht mehr bezahlen zu können.

Seibert ist die älteste der ca. 500 MieterInnen in der Gontermannstraße in Neu-Tempelhof, die am 1. Februar ein Mieterhöhungsverlangen im Briefkasten fanden. Nach einer ener­ge­tischen Sanierung soll sie für ihre 65-Quadratmeter- Wohnung monatlich 185 Euro mehr zahlen. „Für die meisten BewohnerInnen sind diese Mietsteigerungen nicht tragbar“, meint Franziska Schulte von der MieterInneninitiative Gontermannstraße gegenüber der taz.

Schon wenige Tage nach dieser Ankündigung gab es erste Treffen der BewohnerInnen. Sie informierten sich bei der Ber­liner MieterGemeinschaft und kontaktierten PolitikerInnen. Ein Mieter hängte ein selbst gemaltes Plakat mit der Aufschrift „Wir lassen uns nicht verdrängen“ aus dem Fenster – nach einem Schreiben des Eigentümeranwalts musste er es wieder entfernen, um einer Abmahnung zu entgehen.

Das hat nicht gerade zur Entspannung zwischen den MieterInnen und der österreichischen Buwog AG beigetragen, der die Häuser gehören. In deren Geschäftsbericht 2015/2016 erklärt Buwog-Vorstandsmitglied Herwig Teufelsdorfer, wie das Unternehmen seine Rendite er­höhen will: „Durch Maßnahmen wie gezielte Modernisierungen […] gelingt es, die Auswirkungen der Mietpreisbremse zu ­dämpfen.“

Mittlerweile haben sich PolitikerInnen von SPD, Grünen und Linken mit den MieterInnen solidarisiert. Für den 20. ­April hat Bezirksstadtrat Jörn Oltmann (Grüne) einen Runden Tisch einberufen. Für Sonntag ab 15 Uhr lädt die MieterInneninitiative zum Protestpicknick in den Hof der Gontermannstraße 12. Die MieterInnen erhoffen sich auch einen Austausch mit Initiativen aus anderen Stadt­teilen. Peter Nowak