OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Das Werk des tschechischen Regisseurs Miloš Forman ist vor allem von seinen persönlichen Erfahrungen mit der Diktatur geprägt. Seine Eltern wurden von der Gestapo abgeholt, er selbst wuchs in der kommunistischen Tschechoslowakei auf. Den Kampf für den Weltfrieden wollte er allerdings weder als wichtiger Protagonist der tschechischen Neuen Welle („Der Feuerwehrball“, 1967) inszenieren noch als Regisseur riesiger internationaler Publikumserfolge wie „One Flew Over the Cuckoo’s Nest“ (1975) und „Amadeus“ (1984). Stattdessen wurde immer klarer, dass sein Interesse dem Kampf für die Freiheit in einer repressiven Gesellschaft gilt. Das trifft natürlich auch auf seine Verfilmung des Hippie-Musicals „Hair“ (1978) zu, mit dem das Babylon Mitte eine Retro­spektive seiner Werke eröffnet: Im Kampf gegen die verkrustete feine Gesellschaft werden hier lange Haare wie ein religiöser Kult gepflegt und LSD-Trips als Hostienersatz genommen. Der Protest gegen den Vietnamkrieg ist Pflicht. Eine noch offensichtlichere Parabel über den Anpassungsdruck des Individuums in einem repressiven System ist „One Flew Over the Cuckoo’s Nest“: Im Irrenhaus verschanzt sich das totalitäre Regime von Oberschwester Mildred hinter pseudodemokratischem Gehabe, derweil Neuzugang Randle P. McMurphy (Jack Nicholson) beginnt, ihre Autorität zu untergraben. Am Ende scheitert er, weil er den Ernst der Lage nicht begreift (OmU, Hair, 5. 4., 17.15 Uhr, OmU, One Flew Over the Cuckoo’s Nest, 5. 4., 19.30 Uhr, Babylon Mitte).

Es gibt die ernste Bond-Verfilmung „Casino Royale“ mit Daniel Craig – und es gibt „Casino Royale“ (1967) als absurde Bond-Parodie, an der gleich fünf Regisseure (darunter Ken Hughes und John Huston), acht Drehbuchautoren (Billy Wilder, Peter Sellers und Woody Allen waren ohne Credit dabei) und ein gutes Dutzend Stars beteiligt waren. Sinn macht das opulente Werk, in dem David Niven einen extrem prüden Bond verkörpert, dem die Nachstellungen des weiblichen Geschlechts schwer auf die Nerven fallen, absolut nicht, dafür besticht es mit einer Ausstattungsorgie, die von schottischem Rustikalstil bis zu psychedelischer Op- und Pop-Art alles aufbietet (OmU, 31. 3., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Klassischer Film noir, angesiedelt im südamerikanischen Spielcasino: „Gilda“ (R: Charles Vidor, 1946). Glenn Ford und George Macready lieben die selbe Frau – die erotische Rita Hayworth, die sich später darüber beschwerte, dass die Männer in ihrem Leben zwar stets mit Gilda ins Bett gegangen, aber immer neben ihr aufgewacht seien (OF, 5. 4., 20 Uhr, Arsenal).