MUSIK

MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt

Berlin ist inzwischen so voller Musiker, dass man meinen könnte, die ortsansässigen Künstler spielen praktisch jeden Tag in der Stadt, wenn sie nicht gerade so lästigen Verpflichtungen wie Tourneen nachgehen müssen. Bei der japanischen Pianistin und Wahlberlinerin Satoko Fujii ließe sich das auch denken. Seit 2011 wohnt sie in der Stadt, diese Woche ist sie in gleich zwei Besetzungen an zwei verschiedenen Orten zu erleben. Tatsächlich aber spielt sie hier gar nicht so viele Konzerte. Wenn sie daher am Donnerstag im exploratorium berlin mit dem international besetzten Sextett Trouble Kaze auftritt, gemeinsam mit der Pianistin Sophie Agnel, den Schlagzeugern Didier Lasserre und Peter Orins und den Trompetern Christian Pruvost und Natsuki Tamura, sollte man sich, sofern einem freier improvisierte Klänge ohne Furcht vor gelegentlichen harmonischen Reibereien nichts ausmachen, diese Option schon einmal offenhalten (Mehringdamm 55, 20 Uhr). Als Ausweichmöglichkeit gäbe es sonst noch den Samstag. Dann gastiert Fujii im Kühlspot Social Club, diesmal mit ihrem elfköpfigen Satoko Fujii Orchestra Berlin. Hier treffen allerhand Gegensätze und Extreme aufeinander, vehemente Tutti-Passagen wechseln sich mit Solo- oder Duo-Momenten ab. Rund will hier nichts sein, schön ist es aber allemal (Lehderstr. 74–79, 20 Uhr, 10 €).

Sonntag wird es dafür umso übersichtlicher. Zumindest was die Besetzung angeht. Im Heimathafen Neukölln wird dann ausgiebig getrommelt: Die Symphonic Percussion Berlin – Kammerensemble des DSO bestreitet einen Abend mit Klassikern der reinen Rhythmusmusik wie Steve Reichs Minimal-Music-Evergreen „Drumming“, hier für vier Bongo-Spieler bearbeitet. Doch auch Melodien dürfen es schon mal sein, wobei man gespannt sein darf, wie sich Johann Sebastian Bachs Solo-Suiten, ursprünglich für Cello geschrieben, im Arrangement für Marimbafon und Violoncello bewähren werden. Bach hält ja vieles aus (Karl-Marx-Str. 141, 17 Uhr, 18 €).

Oder man nimmt am selben Abend mit der Volksbühne vorlieb. Die hat den musikalischen Kosmopoliten Sinkane im Programm. Und der hat sein jüngstes Album „Life & Livin’ It“ im Gepäck, auf dem er höchst stilsicher Soul, Funk, Afrobeat und elektronische Strömungen zu einem eigenen Gemisch verarbeitet, kombiniert mit einem in seiner balancierten Wärme stets einnehmenden Gesang (Rosa-­Luxemburg-Platz, 20.30 Uhr, 20 €).

Einen der größten Jazzgitarristen der Gegenwart gibt es diese Woche übrigens auch zu erleben: Montag und Dienstag beehrt John Scofield das A-Trane. Sein Album ist Programm: „Country for Old Men“ (Bleibtreustr. 1, 21 Uhr).