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Hobby: Qualitätsjournalismus

Imperium Ein saarländischer Unternehmer leistet sich das Wochenmagazin „Forum“

Hartmut Ostermann mit der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer Foto: imago

von Wilfried Urbe

Der Typus des allmächtigen Firmengründers, der als Einzelunternehmer aus eigener Kraft ein riesiges Wirtschafts­imperium aufbaut, steht seit der Pleite von Anton Schlecker nicht gerade hoch im Kurs. Und doch gibt es ihn noch – von der Außenwelt stets mit einer Mischung aus Skepsis, Kritik und Bewunderung betrachtet. So wie Hartmut Ostermann. Seine Victor’s Unternehmensgruppe, die nach eigenen Angaben mit rund 12.000 Mitarbeitern 600 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftet, umfasst unter anderem 120 Einrichtungen im Gesundheitswesen, vor allem Senioreneinrichtungen sowie Hotels, aber auch eine Zeitschrift: seit 2010 das wöchentliche Magazin Forum mit einer Auflage von 37.000 Exemplaren, das im Verkauf so gut wie keine Erlöse erbringt. Das Heft kostet offiziell zwar 5 Euro, wird in der Regel aber hauptsächlich über Lesezirkel umsonst verteilt.

Qualitativ hochwertig, soll es so etwas wie der Stern aus und fürs Saarland sein, Ostermanns Heimat. Vor anderthalb Jahren startete auch eine Ausgabe für Berlin. Und tatsächlich: Inzwischen ist der Print-Titel zumindest an der Saar zu einer echten Größe geworden. Als beispielsweise an der einzigen Universität in Saarbrücken Sparmaßnahmen durchgeführt werden sollten, bezog auch das Magazin kritisch Stellung, um Schlimmeres zu verhindern. Der Redaktion fällt es nicht schwer, Interviews mit wichtigen Politikern zu führen, darunter Minister aus Land und Bund. Laut Mediadaten hat Forum eine regionale Reichweite von 35 Prozent im Saarland, wo als einzige Tageszeitung nur die Saarbrücker Zeitung existiert.

Aber warum leistet sich ein gelernter Maschinenbautechniker solch ein Millionen Euro teures Projekt in einer Zeit, in der die Presse existenziell von sinkenden Auflagen und Einnahmen betroffen ist? Vielleicht als Vehikel für eigene Interessen? Nein, das sei so nicht, wiegelt Ostermanns Pressesprecher Peter Müller ab. Gleichwohl: „90 Prozent der Anzeigen im Heft kommen von Ostermann-Firmen“, sagt der ehemalige Chefredakteur Martin Busche, „vor allem für die Unternehmensgruppe bringt das Magazin einen erheblichen Imagegewinn.“

Einflussnahme soll es nicht geben, doch der Finanzier wird oft zitiert und erwähnt

Einflussnahme vom Finanzier soll es dennoch nicht ­geben, doch seit 2013 ist er in den verschiedenen Ausgaben rund 50 Mal zitiert oder erwähnt, oft als Präsident des Fußball-Clubs Saarbrücken, aber auch zu Themen, die seine Unternehmen betreffen. Die offizielle Erklärung für sein Engagement, so Müller: „Sendungsbewusstsein und gesellschaftliche Verantwortung.“ Inoffiziell heißt es zu seinem Einstieg in die Welt des Journalismus allerdings, dass sich der Selfmade-Millionär vor einigen Jahren über die Qualität der Berichterstattung in der Presse sehr geärgert habe.

Früher war Ostermann politisch in der FDP aktiv und galt 2009 als einer der Initiatoren der Jamaika-Koalition im Saarland. Damit zog er sich damals die Feindschaft von Oskar Lafontaine zu. „Jamaika-Korruption“, behauptete er, der auf ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis gehofft hatte. Denn Ostermann hatte an alle Parteien reichlich gespendet – nur nicht an die Linke. Die klagte an: Der Unternehmer habe die Regierungskoalition zusammengekauft. Neben der Presse, die die Angelegenheit kritisch beleuchtete, wurde auch ein Untersuchungsausschuss aktiviert. Ein Fehlverhalten der Beteiligten konnte indes nicht nachgewiesen werden.

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