AfD-Landeschef kriegt Konkurrenz

Machtkampf In Niedersachen wollen Kritiker den umstrittenen Landesvorsitzenden Armin Paul Hampel entmachten. Bisher scheiterten sie aber an dessen Hausmacht. Jetzt kandidiert eine Frau gegen ihn

Die Göttinger AfD-Kreisvorsitzende Dana Guth wird am Wochenende in Hannover auf dem Landesparteitag gegen den niedersächsischen AfD-Landeschef Armin Paul Hampel antreten. Sie seien „keine Feinde“, sondern säßen „alle in einem Boot“, sagte Guth. Doch unter Hampel drohe der Landesverband an internen Streitereien auseinanderzubrechen. „Ich finde es wichtig, dass wir uns wieder vereinen“, begründete die 49-jährige Immobilienmaklerin ihre Kandidatur.

Es ist nicht der erste Versuch, den umstrittenen Landeschef zu entmachten. Der bisher letzte Versuch scheiterte im Februar krachend, Hampel konnte sich bei der Mitgliederversammlung sogar als niedersächsischer Spitzenkandidat für die Bundestagswahl durchsetzen.

Der Ex-ARD-Auslandskorrespondent Hampel bemüht sich öffentlich, die innerparteilichen Konflikte herunterzuspielen: Die junge Partei müsse lernen, mit verschiedenen Meinungen in den Reihen umzugehen. Guth hingegen wirft Hampel in einer internen E-Mail, die der taz vorliegt, „vollständiges führungstechnische Versagen“ vor. „Zur Durchsetzung Ihrer persönlichen Agenda sind Sie bereit, den Landesverband Niedersachsen oder auch einzelne Untergliederungen zu spalten“, schreibt sie.

Kritiker halten Hampel vor, „faul“ und „desorganisiert“ zu sein, keines der landespolitischen Themen inhaltlich besetzt zu haben und stattdessen nur an seine Karriere zu denken.

Zuletzt geriet der Wahlkreis Weserbergland – Hampel ist hier Direktkandidat – in die Kritik. In einer geschlossenen Messenger-Gruppe der AfD Weserbergland kursierten Bild-Montagen, mit denen etwa orthodoxe Juden herabgewürdigt wurden. Neben eine weibliche Scham wurden links und rechts Schläfenlocken , darüber ein Hut montiert. Überschrift: „Das Böse ist immer und überall“. Hampel mag davon nichts gewusst haben, distanziert hat er sich auch nicht.

Das Kräfteverhältnis im Landesverband ist vor dem Parteitag schwer einzuschätzen. War es Hampel im Februar gelungen, sich bei der Aufstellungsversammlung für die Bundestagskandidaten gegen zehn Kreisverbände durchzusetzen, riefen vergangene Woche führende Parteimitglieder um Vize-Landesvorsitzende Astrid zum Felde und Schatzmeister Bodo Suhren das Landesschiedsgericht an: Der Parteivorstand soll mit einer Liste unerwünschter Kandidaten Einfluss auf das Wahlergebnis genommen haben.

Suhren glaubt, dass auf dem Parteitag am Wochenende mehr Gegner von Hampel mobilisiert werden könnten als zuletzt . „Da wird sich entladen, was sich in den vergangenen Wochen aufgestaut hat.“ Und Guth sagt: „Ich werde antreten, egal wie breit die Front gegen mich ist.“ AS