Kein Happy End für den Wahlverlierer

Kommentar

von Stefan Alberti

CDU-Führung willFrank Henkel nichtim Bundestag sehen

Man muss Frank Henkel nicht besonders mögen, um den Kopf zu schütteln über die Personalpolitik der Berliner CDU. Deren Präsidium hat Henkel nämlich leer ausgehen lassen bei seinem Griff nach einem sicheren Listenplatz für die Bundestagswahl. Gut so, kann man meinen. Aber erst vor acht Monaten wähltenen die Christdemokraten genau diesen Mann, den sie nun so abservieren, zu ihrem Spitzenkandidaten für die Abgeordnetenhauswahl – klatschend und einstimmig beim Parteitag im Delphi-Kino.

Dieser Mann, der Regierender Bürgermeister werden und eine 3,5-Millionen-EinwohnerStadt lenken sollte, der soll nun plötzlich nicht gut genug fürs Bundesparlament sein?

Dankbarkeit kommt selten vor in politischen Parteien, oft sind es Geschäfte auf Gegen­seitigkeit, die den einen hierhin, die andere dorthin bringen. Henkel als Ex-CDU-Vorsitzender hat da nicht mehr viel anzu­bieten. Und ja, natürlich sollte der Bundestag keine Versorgungsanstalt für erfolglose Landespolitiker sein. Auch die immer wieder erzählte und auch wahre Geschichte, dass Henkel nach seinem Amtsantritt 2008 als Parteichef die zerstrittene CDU wieder einte – sie allein sichert keinen Platz im Bundestag.

Und doch bleibt dieses Gefühl, dass da einer fallen gelassen wird, der eh schon viel verloren hat, und zwar nicht bloß Parteivorsitz und Regierungsamt. Einer, der keine gute Figur als Innensenator machte, der aber die Sexismusdebatte – Stichwort „große süße Maus“ – nicht verdiente, die es unter Parteifreunden nach der verlorenen Abgeordnetenhauswahl gab.

Wenn Henkel tatsächlich so wenig auf dem Kasten hat, wie die CDU-Oberen nun durch ihr Nein zu seinen Bundestags­ambitionen dokumentieren –, hätten dann nicht dieselben Leute schon 2016 mit einem anderen an der Spitze in die Abgeordnetenhauswahl gehen müssen?

Das aber hätte richtig Mumm erfordert: nämlich die absehbare Wahlniederlage selbst zu verantworten, statt sich hinter Henkels breitem Rücken zu verstecken.