MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Wer mit dem Steampunk vielleicht nicht ganz so vertraut ist, stellt sich diese retrofuturistische Bewegung am besten mal als einen dampfmaschinenbetriebenen Edward mit den Scherenhänden vor, der sich auf einem viktorianischen Kaffeekränzchen rumtreibt.

Dass man bei so einem Kaffeekränzchen dann eine auch eigenwillige Musik zu hören pflegt, versteht sich von selbst.

Die passende Musik hat die Berliner Band Feline & Strange im Angebot, die auf ihrem jetzt erscheinenden, bereits fünften Album „Out“ gleich mal fragt: „Are you prepared for death’s last dance?“ Erklärt man seine prinzipielle Bereitschaft dazu, hört man auf dem Album so eine Bohemian Rhapsody, bei der Scaramouche den Fandango wohl in Korsage und mit bleich geschminktem Gesicht als Electro-Wave tanzen darf – in einem musikalischen Cabaret mit viel Schminke und geziert abgespreiztem kleinem Finger. Ein Maskenball, ein Rummelplatz. Elegisches Cellospiel und das Klavier so gespielt, dass man auch den Kerzenkandelaber drauf gleich mit im Ohr hat, dazu der operngeschulte Gesang von Feline Lang. Und diese bewusst überkandidelten Scharaden funktionieren halt deswegen bestens, weil das alles auf der Grundlage von hübsch gebauten Liedern steht.

Manchmal gönnen sich Feline & Strange dabei auch einfach ein abgeschminktes wehmütiges Lied wie „The Train“, letzter Titel auf dem Album. Was dann die Feuerzeugballade sein kann im Repertoire. Oder setzen auch die retrofuturistisch bewussten Steampunks den Liedern ihre Lichter mit Handys auf? Nachschauen kann man am Freitag im Pfefferberg Haus 13, wo Feline & Strange „Out“ mit einem Steam Ball befeiern (Schönhauser Allee 176, 21 Uhr, 12 €).

Der allgemeine Konsens diese Woche: Bilderbuch und die Kollaboration von Chilly Gonzales und Jarvis Cocker. Alle Konzerte ausverkauft, das von den Österreichern am Mittwoch in der Columbiahalle und die drei von Cocker/Gonzales von Montag bis Mittwoch in der Volksbühne.

Wenn man an Pop interessiert ist: Paperhead am Samstag im Urban Spree. Wobei Pop bei dem Trio aus Nashville schon ein mit allerlei Einflüssen von Lounge über Latin bis Country gebatikter und hübsch psychedelisch eingefärbter Pop ist (Revaler Str. 99, 20 Uhr, 10 €).

Wenn man an Neuer Musik interessiert ist: Phoenix16 am Sonntag in der Katholischen Akademie. Das Solistenensemble singt Werke aus dem Archiv der Avantgardemusik, unter anderem „Nuits“ von Iannis Xenakis und „Dodecameron“ von Ivo Malic, die – wie jüngst mit dem Ensemble beim Ultraschall-Festival zu hören – gar nicht verstaubt, sondern weiter nach schroffer Dringlichkeit klingen (Hannoversche Str. 5, 20 Uhr).