THEATER

TheaterEsther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

In unserem körperlosen Internetzeitalter haben Stimme und Schrift großes Gewicht, auch wenn sie schwerelos und als Datenpakete durch Glasfaserkabel gejagt werden. Als Audiofiles oder E-Mails, SMS and what not. Eine Kunstform, die man als das (inzwischen schon historische) Ergebnis einer neuen Technologie betrachten kann, ist das Hörspiel. Es entstand mit der Verbreitung des Rundfunks und war nach dem Ersten Weltkrieg zunächst kaum mehr als die Bearbeitung von Theaterstücken fürs Radio. Bald schon wurde eine eigene Gattung daraus und eines der berühmtesten Hörspiele aller Zeiten ist Orson Welles’ Hörspielfassung von H. G. Wells’ Roman „Krieg der Welten“, die er zusammen mit seiner New Yorker Thea­tergruppe so effektsicher inszenierte, dass bei der Ursendung am Abend vor Halloween des Jahres 1938 in New York eine Massenpanik entstand, weil die Hörer glaubten, New York werde tatsächlich von Außerirdischen angegriffen, und das Hörspiel für eine Reportage darüber hielten. Inzwischen sind wir vom Radio längst nicht mehr so leicht zu überraschen. Doch es gibt auch eine Szene unabhängiger Hörspielmacher, die weg wollen von den ästhetischen Trampelpfaden und Sendeformaten des Genres. Diese „independent scene“ veranstaltet im Theaterdiscounter vom 24. bis 26. März das 8. Berliner Hörspielfestival und lädt zum kollektiven Hören ein. Die Produktionen, die dort dem Publikum vorgespielt werden, wurden ohne redaktionelle Instanzen allein in Eigenverantwortung der Macherinnen und Macher produziert. Die Längen der Stücke sind so variabel wie die erzählerischen, dokumentarischen oder rein klangkünstlerischen Formate und reichen von unter 1 Minute bis 60 Minuten. Preise gibt es am Ende auch. Durch Künstler*innengespräche sowie eigens produzierte Visuals werden die Wettbewerbsbeiträge noch mal extra in Szene gesetzt, wie die Ankündigung verspricht. (Theaterdiscounter: 8. Berliner Hörspielfestival, 24.–26. 3., alle Infos: www.theaterdiscounter.de).

Im Deutschen Theater ist die deutsche Erstaufführung eines Stücks von Ödön von Horváth zu sehen, von dem niemand wusste, bis das Manuskript 2015 bei einer Auktion in Berlin auftauchte: ein verschollenes Frühwerk des damals 23-Jährigen, das schon alles enthält, was Horváth später zum meistgespielten Dramatiker seiner Generation machte. Damals eine Sensation. Vergangenes Jahr in Wien uraufgeführt, hat nun Dušan David Pařízek „Niemand. Eine Tragödie in sieben Bildern“ inszeniert, deren Schauplatz das Treppenhaus eines Mietshauses mitten in der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre ist ­(Deutsches Theater: „Niemand“, Premiere 25. 3., 20 Uhr).