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King Kong knurpst nicht

Kino Unter Menschenaffen: die Neuverfilmung „Kong: Skull Island“

Eine Insel irgendwo im Pazifik, umgeben von pittoresken Archipeln. Aus der Luft sieht das Ensemble wie ein Totenkopf aus. Ein permanenter Sturmring schützt die Insel vor Eindringlingen – zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Wissenschaftler William Randa im Jahr 1973 einen US-Senator überzeugt, gemeinsam mit einem Team auf die Insel gebracht zu werden.

Weil der Vietnamkrieg soeben verloren ist und der Einheit und ihrem Anführer Preston Packard ohnehin die Rückverlegung in die USA geblüht hätte, freuen sich nicht wenige der beteiligten Soldaten über diese Mission – bis sie die Insel erreichen und die Helikop­ter von einem riesigen Affen aus der Luft gekloppt werden. „Kong: Skull Island“ versucht eine Wiederbelebung eines der bekanntesten Monster der Filmgeschichte: King Kong.

Als eines der wenigen Monster der Filmgeschichte basiert King Kong nicht auf einer literarischen Vorlage, sondern ist ein genuines Filmmonster. Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack entwickelten King Kong Anfang der 1930er Jahre. Der erste Kong-Film – „King Kong und die weiße Frau“ – startete 1933 in den Kinos und zeigt die Reise des Regisseurs Carl Denham und seiner Crew auf die „Skull Island“, um dort einen Film zu drehen. Der Film überwältigte mit seiner Mischung aus Kolonialexpedition und visuellen Effekten.

Noch im selben Jahr startete die Fortsetzung „King Kongs Sohn“ in die US-Kinos, in den folgenden Jahren entstanden in Japan zwei weitere King-Kong-Filme. Neben einigen bahnbrechenden Effekten, die die Verfilmungen hervorbrachten, spielten vor allem die US-Filme auch auf rassistische Vorstellungen der Zeitgenossen an. Die ikonische Szene dazu ist jene, in der King Kong die junge Ann Darow auf das kurz zuvor errichtete Empire State Building entführt. Während eine Neuverfilmung von 1976 diese rassistischen Stereotype ungebrochen reproduziert und auch Peter Jacksons zweite Neuverfilmung Kritik auf sich zog, versuchen die Produzenten von „Kong: Skull Island“, einen neuen Zugang zu finden.

„Kong: Skull Island“ setzt nun auf Elemente aus Vietnamkriegsfilmen und legitimiert die Expedition fortwährend durch Wissenschaft und Ökodingsbums. Das wirkt wenig überzeugend: Während John Goodman als Wissenschaftler immerhin nicht stört und Samuel L. Jackson als Anführer der Helikopterstaffel ein paar schöne kick-ass-Momente hat, wird es beim Rest der Rollen unschön: offenbar weil der Film von der chinesischen Produktionsfirma Tencent koproduziert wurde und die Produktionsfirma Legendary mittlerweile der chinesischen Wanda-Gruppe gehört, wurde die chinesische Biologin San Lin dazuerfunden. Jing Tian hat die undankbare Aufgabe, diese Rolle ohne Inhalt zu verkörpern. Weil die Paarkonstellationen in „Kong: Skull Island“ jedoch den rassistischen Logiken der ersten King-Kong-Filme aus den 1930er Jahren zu entsprechen scheinen, bekommt San Lin den schwarzen Wissenschaftler Houston Brooks (Corey Hawkins) als love interestzugeteilt.

Die beiden werden aber im Film eh weitgehend ignoriert, stattdessen widmet man sich dem Balzgehabe der beiden weißen Rollen, der Kriegsfotografin Mason Weaver (Brie Larson) und des ehemaligen Soldaten einer britischen Sondereinheit, James Conrad (Tom Hiddleston). Larson beschränkt sich als Kriegsfotografin auf ein wenig Geknipse und reckt ansonsten hohlkreuzig ihre Brust in die Kamera und Hiddleston darf den einen Gesichtsausdruck, über den er verfügt, durch den Film schleppen und dazwischen ein bisschen rumballern. Ach, wie schön wäre es gewesen, wenn King Kong einfach nur ein paar Riesenoktopusse hätte knurpsen dürfen und dazwischen ein paar Riesenechsen verdroschen hätte. Fabian Tietke

„Kong: Skull Island“. Regie: Jordan Vogt-Roberts. Mit Tom Hiddleston, Brie Larson u. a. USA, China 2017, 118 Min.

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