Siemens wieder in Männerhand

GENDER Einst brüsteten sich die Münchner als erster DAX-Industriekonzern mit einem weiblichem Vorstand. Bald sind die Herren Chefs erneut fast unter sich

MÜNCHEN rtr | Siemens-Einkaufschefin Barbara Kux muss im kommenden Herbst ihren Abschied nehmen. Der Vorstandsvertrag der Schweizerin werde im Aufsichtsrat nicht verlängert, sagten zwei Konzerninsider am Mittwoch. Der Vertrag wäre im November 2013 ausgelaufen. Üblicherweise wird bei Siemens ein Jahr vor Vertragsablauf über die Zukunft der Topmanager entschieden.

In der Männerwelt der Chefetagen börsennotierter Unternehmen hatte Kux eine Vorreiterrolle gespielt. 2008 war sie vom niederländischen Rivalen Philips nach München gelotst und eigens für sie das Amt der Einkaufschefin mit einem Volumen von 42 Milliarden Euro geschaffen worden. „Siemens ist das einzige der DAX-30-notierten Industrieunternehmen mit einem weiblichen Vorstandsmitglied“, brüsteten sich die Münchner damals. Neben der Bankmanagerin Bettina von Oesterreich (Hypo Real Estate ) war Kux seinerzeit die einzige Frau im Rang eines DAX-Vorstands. Sie strich die Beschaffungskosten, reduzierte die Zahl der Lieferanten und erhöhte den Anteil des Bezugs aus Billigländern. Daneben kümmerte sich die 58-Jährige um Siemens’ Image als „grüner Infrastrukturriese“. Selbst Kritiker gestehen ihr beruflichen Erfolg zu. Offenbar aber stimmte die Chemie zwischen Kux und einigen Vorstandskollegen nicht.

Nach ihr beriefen auch die Lufthansa, die Deutsche Post und BMW Frauen in den Vorstand.

Aktuell haben Siemens mit Kux und Personalchefin Brigitte Ederer sowie die Deutsche Telekom je zwei Frauen an der Führungsspitze.