Elite-Zirkel machen Hochschulrektoren wütend

UNIS Neue Clubs für wenige statt einer Lobby für viele: Kritik an Hochschulrektoren-Präsident Horst Hippler

Kleine Unis fürchten, im Kampf um knappe Mittel leer auszugehen

BERLIN taz | Als die „Stimme der Hochschulen“ bezeichnet sich die Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Intern wächst allerdings die Sorge, dass sie in einen vielstimmigen Chor zerfallen könnte. Dieses Stimmungsbild zeichnen Teilnehmer der Tagung der HRK Anfang dieser Woche in Göttingen. Ein Rektor sprach gegenüber der taz von einer beginnenden „Zerlegung der HRK“. Die Nervosität unter den Universitäten sei groß, berichtet ein anderer Teilnehmer. HRK-Präsident Horst Hippler tue zu wenig, um das Auseinanderdriften zu verhindern.

Hintergrund der Unruhe ist der Zusammenschluss von 15 großen, forschungsstarken Universitäten zum Club der U15. „Nicht erst die Exzellenzinitiative hat gezeigt, dass es ‚die‘ Hochschulen nicht gibt. Hochschulen haben unterschiedliche Aufgaben, Potenziale und Kompetenzen“, sagte der Heidelberger Uni-Rektor Bernhard Eitel bei der Gründung des Zirkels im Oktober. Die Exzellenzinitiative, mit der der Bund besonders vielversprechende Forschungsprojekte fördert, läuft 2017 aus. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) will zwar weiterhin Geld an die Unis geben, aber nur für herausragende Einrichtungen. Die dafür nötige Verfassungsänderung stockt derzeit. Beobachter glauben, dass die U15 auch vor diesem Hintergrund gegründet wurde. Die großen Unis, so die Sorge, brächten sich in Stellung im Kampf um knappe Mittel. Der Rest könnte das Nachsehen haben. Die Gründung der U15 sei für viele überraschend gewesen, sagte ein Rektor der taz.

Hippler selbst teilt die Befürchtungen nicht, dass die HRK in Lobbygruppen mit gegensätzlichen Interessen zerfallen könnte. „Ich halte die Gruppenbildung für wichtig“, sagte er, sie stärke die HRK. „Dass diejenigen, die nicht dabei sind, ein Problem damit haben, ist nicht verwunderlich.“ Hippler war vor seiner Zeit als oberster Hochschulsprecher selbst Vorsitzender eines exklusiven Zirkels, der TU9, ein Zusammenschluss der großen Technischen Universitäten.

Dass die Clubbildung vielen Rektoren nicht behagt, schlug sich auch in den Wahlen der HRK-Vizes nieder. Die Göttinger Uni-Rektorin Ulrike Beisiegel, die mit ihrer Hochschule auch zum Kreis der U15 zählt, schaffte es nur knapp ins Präsidium. Ein Warnschuss für Hippler, der Beisiegel nominiert hatte. Ein Rektor beantragte, beim Plenum im Mai grundsätzlich über das Selbstverständnis der HRK zu diskutieren. BERND KRAMER