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PortraitNackter Beton trifft auf Kultur

Architektur als Aufreger: Das kennen die Berliner nur zu gut. Die Rede ist nicht etwa vom verpfuschten Großflughafen BER oder dem dahingeprotzten Wiederaufbau des Stadtschlosses. Es gibt auch hauptstädtische Bausünden jenseits von Kostenexplosion und Gigantomanie. Zu den Top Ten der Hässlichkeit zählt laut Berliner Tagesspiegel neben dem Einkaufszentrum Alexa und dem Spree-Dreieck das L40, ein Wohn- und Geschäftshaus an der Linienstraße 40 in Mitte. Entworfen wurde das minimalistisch-futuristische, 2010 fertiggestellte schwarze-graue Betonding vom Architekten Roger Bundschuh. Dieser zeichnet nun auch verantwortlich für den Entwurf des neuen Suhrkamp-Verlagshauses am Rosa-Luxemburg-Platz auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

„Ich möchte einen Ort schaffen“, sagt Bundschuh, „an dem die Suhrkamp-Kultur gelebt wird, aber nicht nur das. Das Haus soll allgemein lebenswert sein, es entstehen auch Wohnungen darin, Läden und ein Café.“ Was nach Ausgleich klingt, erregte in Berlin einige Gemüter. Anwohner sahen sich einer Grünfläche beraubt. Gebaut wird trotzdem, im April schon soll es losgehen.

Der Architekt Bundschuh wurde 1966 in Paris geboren. Als Sohn eines Vaters, der in der Automobilindustrie tätig war, kam er gut rum: Er wuchs im indischen Bangalore und in South Carolina auf, seine Muttersprache ist Englisch. 1986 begann er sein Architekturstudium in Stuttgart, nach dem Abschluss 1993 kam er nach Berlin. Sein erstes Projekt war gleich ein großes: Bundschuh entwarf den hinteren Teil der Hauptverwaltung von Dussmann. Neben dem Büro in Berlin unterhielt der Architekt lange auch eines in Frankfurt am Main. Dort realisierte er Bürogebäude, etwa in der Mainzer Landstraße, die an mehreren Wolkenkratzern vorbeiführt. „Kunst und Kultur waren mir jedoch auch immer ein Anliegen“, sagt Bundschuh. Das zeigt sich in Projekten wie der Aus- und Neugestaltung der Sammlung Falckenberg für moderne und zeitgenössische Kunst in Hamburg.

Nun also der Suhrkamp Verlag in Berlin. Was auch immer man von Bundschuhs Betonstil halten mag, er ist prägnant und wiedererkennbar. Philipp Fritz

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