MUSIK

MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt

Gut, eigentlich sollen an dieser Stelle immer Konzerte angekündigt werden, für die es mit einiger Wahrscheinlichkeit noch Karten gibt. Im Fall der beiden Abende mit Musik der Komponistin und Mathematikerin Catherine Christer Hennix, die am Donnerstag und dann noch einmal im Mittwoch im silent green Kulturquartier im Rahmen des Festivals MaerzMusik zu erleben sind, ist diese Bedingung eindeutig nicht erfüllt. Alles ausverkauft. Na toll, werden Sie vielleicht sagen, und wozu dann die vielen Worte? Weil es sich einerseits lohnt, versuchsweise an einem der beiden Tage doch irgendwie ein Ticket abzubekommen, und andererseits jedes bisschen Aufmerksamkeit für das rare Schaffen von Hennix gerechtfertigt ist. Selbst wer an der Abendkasse leer ausgehen sollte, könnte sich dem Werk der Wahlberlinerin über einen der wenigen veröffentlichten Tonträger annähern. So ist ein Auszug ihres als wohlgehütetes Geheimnis der Minimal Music gehandelten „The Electric Harpsichord“, das am Donnerstag aufgeführt wird, zum ersten Mal 2010 auf CD erschienen, die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1976. Der kurze Eindruck, den man von diesem theoretisch unendlichen Stück bekommt – 25 Minuten! –, lohnt gleichwohl den Aufwand. Hennix arbeitet mit Drones in reiner Stimmung, die vom Computer und einem elektronischen Keyboard mit Cembaloklang hervorgebracht werden. Der durchaus beträchtliche Aufwand an Mathematik, den Hennix bei der Gestaltung der Töne betrieben hat, ist dem Ergebnis nicht anzumerken. Diese Klänge zielen direkt auf den Körper, den Verstand eingeschlossen (ob Teil des Körpers oder nicht). Ähnlich auch die im vergangenen Jahr erschienenen Werke „Grand Palace Music“ und „Live at Issue Project Room“, letzteres arbeitet mit arabischen Stimmungen, Gesang inklusive. Drogenmusik ohne Drogen, aber mit garantiert bewusstseinsverändernder Wirkung (Gerichtstr. 35, je 20 Uhr und 15 €).

Am Freitag geht es im ausland mit barocker Geigenmusik von Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach etwas „klassischer“ zu. Wobei die kasachische Violinistin Aisha Orazbayeva auch Musik des griechischen Avantgardisten Iannis Xenakis spielen wird, und ihre Interpretationen des alten Kanons machen großzügigen Gebrauch von den erweiterten Spieltechniken des 20. Jahrhunderts. Bieder angestaubt dürfte da nichts klingen (Lychener Str. 60, 21 Uhr, 5–9 €).

Montag lädt dann das laborsonor in die KuLe, wo unter anderem der britische Gitarrist und Klangkünster Peter Cusack seine „Scenes from Vogelsang“ darbietet. Neben seinem Instrument kommen Field recordings – mutmaßlich von Vogelstimmen – und sogar Fotos zum Einsatz (Auguststraße 10, 21 Uhr).