Berlinmusik
: Flirrend undozeanisch

Emma Czerny ist busy dieser Tage. Gleich drei Auftritte spielt die Kanadierin derzeit beim South-By-Southwest-Festival im fernen Texas – also beim größten Musikfestival der Welt, das jungen Künstlerinnen und Künstlern als Schaufenster dient, um sich zu präsentieren. Die am höchsten gehandelten Newcomer aus verschiedensten Nationen stellen sich dort vor.

Dass die in Berlin lebende Czerny, die sich als Musikerin Magic Island nennt, zu diesen zählt, hatte man bereits mit Erscheinen ihrer Debüt-EP vor zwei Jahren ahnen können. Nun, mit dem Release des ersten Albums „Like Water“, ist zumindest so viel Gewissheit: Es ist eine der aktuell spannendsten und eigenständigsten Musikerinnen hierzulande zu hören.

Man muss diesem Album aber durchaus Zeit geben, um sich zu entfalten. Nach dem wunderschönen, elegischen Synthie-Piano-Intro denkt man noch, jetzt könnte alles kommen – vom orchestralen Überpop bis zur Kammermusik –, dann aber offenbart sich „Like Water“ als Mischung aus Elektro-Pop, kontemporärem R’n’B und New-Age-Mucke. Die zehn Stücke basieren in erster Linie auf flächigen Synthesizern und Stimme. Man mag an derzeit angesagte Künstlerinnen wie Austra oder Nite Jewel denken, man kann bei der Gesamtinszenierung der Frau mit den wasserstoffblonden Haaren und dem fransigen Pony auch an Björk denken.

Das Große an „Like Water“ ist, wie Czerny mit den Höhenlagen ihrer Stimme spielt. Das führt sie exemplarisch im achten Track, „Wonders“, vor, wo man wirklich nur erstaunt und verwundert sein kann über die Flexbilität des flirrenden Gesangs. Sowieso läuft Magic Island gegen Ende richtig zur Höchstform auf: Das vorletzte Stück, das sich mit einem ­beliebten deutschen Erholungsgebiet beschäftigt („Ostsee“), ist raffiniert komponiert und zeigt, dass Magic Island auch spie­lerisch-rhythmischen Sound kann. „Take me away to the Ostsee“, singt die offenbar dem Ozeanischen zuneigende Musikerin da.

Ozeanisch klingt „Like Water“ auch im Ganzen, die Songs transportieren allesamt etwas Sphärisches, Weites; Czerny schafft das mit oft über mehrere Takte angehaltenen Keyboardtönen, mit herzschlagähnlich und dumpf pluckernden Beats, mit langsamen Tempi.

„Like Water“ ist ein Debüt, das vollständig zu überzeugen weiß und das einen gespannt auf das blicken lässt, was aus Emma Czerny noch wird. Jens Uthoff

Magic Island: „Like Water“ (Mansions And Millions/Morr), live: 4. Mai, Musik & Frieden