LeserInnenbriefe
:

taz.die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin

briefe@taz.de | www.taz.de/zeitung

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Ohrfeige für KünstlerInnen

betr.: „Lieber Oliver Polak“, taz vom 9. 3. 17

Lieber Jürn Kruse, Ihnen als einem der Jurymitglieder möchte ich herzlich danken und gratulieren für Ihre wunderbar verschriftlichte Distanzierung zum diesjährigen Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung.

Sehr geehrter Preisträger Oliver Polak, nicht nur, dass Sie darüber entscheiden, wer Ihnen zu langweilig im Gespräch ist, und dass Sie per Buzzer Ihre Gesprächspartner raushauen, noch schlimmer waren für mich Ihre ganzen Abwertungen von Menschen, geschweige denn Ihre vielfach sexistischen Äußerungen.

Zurück bleibt gähnende Leere, und ich frage mich: Hat man Ihnen den Verstand weggeblasen? Ach, Herr Polak, ich vergaß zu erwähnen, ich bin Spast seit Geburt und froh, dass die Unterversorgung von Sauerstoff einen Tanz des Lebens aus mir gemacht hat – im wahrsten Sinne. Ach, was erzähle ich Ihnen das, Sie nennen das Kunstfreiheit, ja, das kann man so sehen, damit kann ich leben.

Was ich wirklich sehr bedenklich finde, ist, dass Ihre Sendung ausgezeichnet wurde. Der Grimme-Preis steht für vorbildliche digitale Unterhaltung. Die Verleihung ist eine Ohrfeige für alle KünstlerInnen, die oft unter prekären Verhältnissen leben, eine Ohrfeige für alle AutorInnen, Intellektuellen, die in manchen Ländern nicht mehr frei atmen können geschweige denn ihre Kunstfreiheit leben dürfen. Und nicht zuletzt prägen solche Auszeichnungen das Bild unserer Gesellschaft. Heutzutage umso mehr, wo Menschen oft würde- und respektlos mit anderen umgehen, und das oft nur, um sich selbst größer zu fühlen.

Da schaue ich mir lieber einen Stummfilm an und blicke Stunden in den Himmel …

BEA CAROLINA REMARK, Bodman

Ran ans Positive!

betr.: „Raus aus dem Jammertal!“, taz vom 11. 3. 17

Hallo Lukas Wallraff, hallo taz! Das war mal ein Superartikel. Es braucht einen Ausgleich zu den ganzen negativen Entwicklungen, die ja real existieren, aber auch durch journalistische Darstellungen in ihrer Bedeutung erhöht werden. Ständige Wiederholungen von negativen „Einschätzungen“ (und Einschätzungen sind nicht gleichbedeutend mit „Realität“, deren es viele gibt) tragen auch dazu bei, die Dinge negativ werden zu lassen. Sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Also, ran ans Positive, was ja auch immer mal wieder passiert in der taz. Und LeserInnen können durch einen entsprechenden Aufruf durchaus Anregungen geben.

MONIKA DERN, Grünberg

Überflüssige Studien

betr.: „Autofarbe und erhöhtes Unfallrisiko“, taz vom 11. 3. 17

Muss man wirklich noch diskutieren und wissenschaftlich untersuchen, ob die Sichtbarkeit eines Pkw vom Kontrast zur Umgebung (Farbe und Helligkeit) abhängt? Ist es denn unbekannt, dass ein Pkw in der häufigen Farbe Asphaltgrau besonders schlecht und damit später wahrgenommen wird? Hat man vergessen, dass eine helle Farbe, insbesondere Weiß, die Erkennbarkeit eines Fahrzeugs fast immer fördert? Bei der Erkennbarkeit von Fahrzeugen geht es um eine einfache Schlussfolgerung: Licht an, wenn der Kontrast zur Umgebung mangelhaft ist. Tagesfahrlicht nach ECE-Regelung Nr. 87 hilft nur teilweise, weil es nicht seitlich und hinten leuchtet; es kompensiert hier vor allem nicht! Vor Jahren gab es nahe Dresden einen Unfall, bei dem eine auf eigenem Bahnkörper fahrende grün lackierte Straßenbahn in grüner Umgebung von einem Auto nicht rechtzeitig wahrgenommen wurde (derzeit fährt in Dresden übrigens eine Straßenbahn zu Werbezwecken im Bundeswehr-Tarnanstrich). Bei der Erkennbarkeit von Fahrzeugen geht es um Selbstverständliches. Auch Radfahrer sind wegen ihrer kleinen Querschnittsfläche schwer erkennbar, und viele fahren deshalb grundsätzlich mit Licht. Und für Fußgänger wie Radfahrer gilt, im Straßenverkehr auffällige Kleidung zu tragen. Die Medien sollten mit Informationen kritischer umgehen – auch mit solchen aus wissenschaftlichen Zeitschriften.

HANS-JÜRGEN HECKEMANN, Dresden

Glückwunsch an die Niederlande

betr.: „Nato befiehlt: Kriegt euch mal wieder ein!“, taz vom14. 3. 17

Ich kann die niederländische Regierung zu ihrer Handlungsweise gegenüber der Türkei nur beglückwünschen. Daran sollte sich Frau Merkel mal ein Beispiel nehmen, denn wir können uns von Herrn Erdoğan und seinen Ministern, die mit Tricksereien oder Lügen versuchen, hier Wahlpropaganda für das umstrittene Referendum zu machen, nicht auf der Nase herumtanzen lassen! Die Bundesregierung sollte jetzt wenigstens den Niederlanden zur Seite stehen und eine gemeinsame Lösung in der gesamten EU erreichen, die darauf ausgerichtet sein muss, die Türkei wieder in ihre Schranken zu verweisen. Weitere EU-Beitrittsverhandlungen sollten auf Eis gelegt und finanzielle Hilfen gestrichen werden. Ein weiteres zögerliches Verhalten unserer Regierung spielt nur den Rechtspopulisten in die Hände und stößt auf Unverständnis in der Bevölkerung, die ohnehin nach letzten Umfragen mit einer Mehrheit von über 80 Prozent gegen Wahlkampfauftritte von türkischen Politikern in Deutschland ist!

THOMAS HENSCHKE, Berlin