Autofarbe und erhöhtes Unfallrisiko

Verkehr Viele Autounfälle ereignen sich, weil ein Fahrer einen anderen übersieht. Liegt das auch an der Farbe eines Wagens?

SINGAPUR dpa | Gelbe Taxis sind seltener in Unfälle verwickelt als blaue. Die helle Farbe falle besser auf, sodass die Taxis im Verkehr besser wahrgenommen werden, schreiben Forscher in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) nach einer Untersuchung in Singapur. Berücksichtige man die Farbe bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, ließen sich viele Leben retten und viel Geld sparen. Deutsche Unfallforscher äußerten sich skeptisch, was einen Zusammenhang zwischen Autofarbe und Unfallhäufigkeit angeht. Teck-Hua Ho von der National University of Singapore hatte mit seinen Mitarbeitern Unfallstatistiken eines Taxiunternehmens ausgewertet, das eine Flotte von 16.700 gelben und blauen Taxis betreibt – etwa 60 Prozent aller Taxis in Singapur. Blaue Taxis sind in dem Unternehmen etwa dreimal häufiger als gelbe vertreten. Die Wissenschaftler analysierten die Zahl der Unfälle, die in drei Jahren stattgefunden hatten und brachten sie in Zusammenhang mit der Autofarbe und verschiedenen Eigenschaften des Fahrers.

Das Ergebnis: Obwohl sie genauso häufig eingesetzt wurden, die gleiche Strecke zurücklegten und mit der gleichen Geschwindigkeit unterwegs waren wie die blauen, gab es mit den gelben Taxis deutlich weniger Unfälle. Pro Monat waren es bezogen auf 1.000 Taxis gut 6 Unfälle weniger. Ihre Schlussfolgerung: Die bessere Sichtbarkeit der gelben Taxis habe zur Folge, dass andere Verkehrsteilnehmer die Wagen besser wahrnehmen und Unfälle einfacher vermeiden können. Tatsächlich waren gelbe Taxis bei einfachen Auffahrunfällen seltener in der vorderen Position als blaue.

Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), glaubt nicht, dass es einen belastbaren Zusammenhang zwischen Autofarbe und Unfallhäufigkeit gibt. Moderne Fahrzeuge seien mit gut sichtbaren LED-Scheinwerfern ausgestattet, die sich oft um die Seiten der Wagen herumzögen. In Deutschland würden Angaben zur Farbe von Unfall­autos nicht erfasst, Statistiken dazu gebe es deshalb nicht. Wissenschaftliche Studien kommen indes zu unterschiedlichen Schlüssen. Während spanische Wissenschaftler ebenfalls weiße – also helle – Autos als sicherer identifizierten, fanden neuseeländische Forscher, dass silberne Autos erheblich seltener in schwere Unfälle verwickelt waren als weiße. Eine Fahrt in einem braunen Wagen war demnach am gefährlichsten.