Die Aufstockung der ICE-Zugreserve verzögert sich

PFUSCH Siemens kann nicht wie versprochen liefern. Im Winter drohen bei der Bahn erneut Engpässe

BERLIN taz | Die Deutsche Bahn AG muss in diesem Winter auf dringend benötigte acht neue ICE-Reservezüge verzichten, weil Siemens nicht wie versprochen rechtzeitig liefern kann. Sollte es wegen Eis und Schnee zu Engpässen kommen, fehlen damit Fahrzeuge mit insgesamt 3.200 Sitzplätzen, die die Bahn fest eingeplant hatte. „Unsere Kunden fühlen sich von Siemens im Stich gelassen“, kritisierte DB-Fernverkehrsvorstand Berthold Huber.

Siemens hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass sich die Auslieferung der neuen Züge – sie waren bereits für den letzten Dezember versprochen – weiter verzögere. Ursache seien Probleme mit der Zugsteuerung. Nach Angaben der Bahn haben sich bei Abnahmetests im November Softwareprobleme bei der Leit- und Sicherungstechnik sowie beim Kuppeln von Zügen gezeigt. Bei einem regulären Einsatz hätte dies bedeuten können, dass die Züge ohne Grund zwangsgebremst worden wären. Unklar ist, wann die neuen Züge auf die Schiene kommen. Nach Angaben der Bahn können die ersten frühestens in zwei Monaten ausgeliefert werden. Siemens nannte keinen Termin.

Die Lieferschwierigkeiten von Siemens beeinflussen auch die europäischen Expansionspläne der Bahn. Ursprünglich wollte die Bahn die neuen Züge bereits Ende 2011 in Frankreich und in diesem Jahr in Belgien einsetzen. Mit genügend geeigneten Zügen rechnet die Bahn nun nicht vor 2016, da sich die Zulassungsverfahren in Belgien und Frankreich hinziehen. Erst danach sind überhaupt die Voraussetzungen geschaffen, um eine attraktive ICE-Verbindung von Deutschland nach London zu realisieren – und so dem Flugzeug Konkurrenz zu machen. ROT