: Ein ganz anderes Leben
Erzgebirgistan Spontanes Treffen: Über Höflichkeiten, Dankbarkeit und eine neue Angst
Nach der meinland-Veranstaltung in Crottendorf (siehe Text rechts) ermöglicht uns Beate Weißer-Lindner, stellvertretende Leiterin des Familienzentrums Crottendorf, einen super spontanen Besuch bei der geflüchteten afghanischen Familie Haidari. Beates Tochter Darja dolmetscht für uns.
Wir werden herzlich empfangen. Beim Smalltalk erzählen die Haidaris von einer Essenseinladung in einem deutschen Haushalt: Sie haben aus Höflichkeit so getan, als seien sie satt gewesen. Zu Hause haben sie aber noch mal ordentlich gekocht. Aus der gleichen Höflichkeit nehmen wir wiederum die Einladung der Haidaris zum gemeinsamen Mittagessen an. Vor unseren Augen beginnt Freshta, die Frau, eifrig zu schnippeln, zu braten und backt sogar in erstaunlicher Geschwindigkeit Brot.
Darja und Beate erzählen uns, dass die Familie einen Sohn hat, der auf der Flucht verloren ging. Jahre später wurde er in Marburg gefunden, wo er sich bereits gut eingelebt hat.
Nach dem Essen berichten sie uns von ihrem Leben in Afghanistan: „Wir hatten jeden Tag Angst, dass sie unsere Kinder entführen könnten, dass sie meinem Mann was antun könnten“, erzählt Freshta. „Wir haben in Afghanistan immer in Angst gelebt. Und seit wir hier in Deutschland sind, haben wir Ruhe gefunden. Es ist ein ganz anderes Leben hier.“
Viel Dankbarkeit steckt in ihren Antworten. Jetzt, wo Taliban und Flucht hinter der Familie liegen, macht sich aber eine neue Angst breit. Eine Angst, die es für sie schwer macht, im Erzgebirge wurzeln zu schlagen: die Angst vor der Abschiebung. Samba Gueye
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