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Kampf auf der Straße

Auf dem Weg zum Bus stehe ich an der Stresemannstraße unter der Sternbrücke im Nieselregen. Ich und der Typ neben mir warten an der Fußgängerampel. Es wird Grün, doch die Autofahrer scheint das wenig zu kümmern. Sie fahren weiter. Noch eins und noch eins. Mensch, wir haben es eilig, der Bus kommt! Ich entschließe mich, mein Recht durchzusetzen und die ersten Schritte auf die Straße zu setzen. Der Typ neben mir geht noch schneller los und tritt einem BMW-Fahrer, der ihn fast geschnitten hat, in die Seitentür.

Überrascht von der schnellen Reaktion zögere ich einen Augenblick und sage dann: „Gut gemacht.“ Wer traut sich schon, sich zu wehren? Und was ist das überhaupt für ein Unding, uns hier einfach vor die Füße zu fahren, obwohl wir doch Grün hatten, denke ich mir: Typisch Hamburger Autofahrer, die denken doch nur an sich!

Doch dieser BMW-Fahrer scheint gerade vor allem an einen aufmüpfigen Fußgänger zu denken. Mit runtergekurbelter Scheibe setzt er ein paar Meter zurück, streckt seinen Kopf aus dem Fenster und ruft irgendwas, was wir aber beide wegen der Lautstärke nicht hören. Was er sagt, ist auch egal. Wir Fußgänger gehen weiter unserer Wege.

Als ich ein paar Tage später davon erzähle, rät mir ein Kollege: „Mach das mit dem Autostreten bloß nicht nach.“ In Bergedorf hätten sie einen Mann deshalb mehrfach überfahren – und auch einem seiner Bekannten hätten Autofahrer in einem ähnlichen Fall die Nase gebrochen. Schon klar, die Fußgänger sind das schwächste Glied im Straßenkampf. Was aber nicht heißt, dass sie einfach immer klein bei geben müssen. Lena Kaiser

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