Und jetzt alle!

von Malene Gürgen

Die feministische Szene ist besonders zerstritten: In dieser Analyse schwingt zwar immer auch eine Prise frauenfeindlicher Klischees mit – handfeste inhaltliche Differenzen werden da schnell zu überflüssigen Zickereien –, ganz falsch ist sie aber nicht. Das lässt sich in Berlin am Protestgeschehen rund um den 8. März beobachten, das sich jedes Jahr aufs Neue in verschiedene Kundgebungen, Demonstrationen und Blöcke auf diesen Demonstrationen aufspaltet.

Das hat mit den unterschiedlichen feministischen Traditionslinien der Stadt zu tun: Zwar sind viele der Orte der „alten“ Frauenbewegung, die ab den siebziger Jahren in Berlin Häuser besetzte, Frauenkneipen gründete und Treffpunkte aufbaute, heute verschwunden, ihre Sympathisantinnen gibt es aber nach wie vor. Seit Jahren ist Berlin außerdem ein Hotspot der queeren Szene, deren Feminismus explizit auch Transsexuelle oder Menschen, die sich nicht in der Binarität der Geschlechter verorten, mit einschließt. Und gerade in letzter Zeit gibt es in Berlin immer mehr Gruppen, in denen sich Frauen entlang ihrer Identität als Migrantinnen oder Geflüchtete organisieren.

Zwischen diesen Gruppen, aber auch quer zu ihnen laufen verschiedene Konfliktlinien. Doch in diesem Jahr findet hier unübersehbar eine Annäherung statt: Angesichts des weltweiten Angriffs auf Frauenrechte will auch die Bewegung in Berlin ihre Gemeinsamkeiten über ihre Unterschiede stellen. Dass die verschiedenen Protestaktionen in diesem Jahr an einem Ort, dem Kreuzberger Oranienplatz, zusammenkommen wollen, ist dafür mehr als nur ein symbolisches Zeichen.

frauen.taz