heute in hamburg
: „Anbau auf Dächern“

Doku Für solidarische Landwirtschaft kann man in der Stadt kleine Plätze finden, sagt Uwe Schmidt

Uwe Schmidt

Foto: privat

54, hat Kulturmanagement studiert und ist seit 2001 Geschäftsführer des Bramfelder Kulturladens Brakula.

taz: Herr Schmidt, Bramfeld liegt nicht besonders ländlich. Wieso zeigt das Brakula dort einen Film über solidarische Landwirtschaft?

Uwe Schmidt: Wir liegen zwar nicht im Speckgürtel von Hamburg, aber der dörfliche Charakter von früher ist im heutigen Stadtteil noch zu finden. Es gibt immer noch eine Imkerei, eine Streuobstwiese und eine große Pferdekoppel. Daher passt die landwirtschaftliche Thematik auch zu Bramfeld.

In der Dokumentation wird Garten Coop aus Freiburg porträtiert, ein solidarisches Landwirtschafts-Projekt mit über 250 Mitgliedern. Gab es keine ähnlichen Kooperationen aus Norddeutschland?

Natürlich gibt es in der Umgebung auch Bio-Höfe. Allerdings gibt es kaum Betriebe, die solidarische Landwirtschaft wie Garten Coop betreiben. Außerdem sind die Freiburger sehr aktiv und deshalb bisher das einzige Projekt, über das eine Dokumentation gedreht wurde.

Das heißt, Sie haben die Dokumentation ausgesucht, weil sie in erster Linie über das solidarische Organisationsprinzip informiert?

Genau. Bio-Höfen, die nicht solidarisch wirtschaften, geht es in der Realität dann oft um Effektivität, Qualität und Profit. Außerdem besitzt meistens nur ein Eigentümer das Land für den Anbau. Bei solidarischen Projekten besteht zudem der Unterschied, dass sich die Mitglieder von Anfang an einen Acker teilen. Dadurch steht gemeinschaftliches Handeln stärker im Vordergrund.

Lässt sich das Projekt vom süddeutschen Land denn einfach auf eine norddeutsche Großstadt übertragen?

Ein Projekt wie das im Breisgau würde sich vermutlich nicht so leicht in einer Stadt wie Hamburg realisieren lassen. Generell würde sehr viel freie Fläche benötigt. Und das findet sich fast nur noch außerhalb der Stadt. Aber kleine Flächen könnten für den gemeinsamen Anbau genutzt werden – wie im Stadtpark oder auf Dächern.

Wie beim Urban Gardening?

Ja, genau. Dann könnte zwar nicht der Haushalt jedes Mitglieds der solidarischen Gemeinschaft vollkommen versorgt werden, aber in Teilen würde auch das unabhängiger machen. Und die Bramfelder könnten durch das gemeinsame Anbauen wieder ihre Nachbarschaft stärken.

Interview Antonia Wegener

Filmabend im Brakula mit der Dokumentation „Die Strategie der krummen Gurken“: 18 Uhr, Bramfelder Chaussee 265, Eintritt frei