heute in Bremen
: „Große Katastrophe“

Vortrag Rudolf Hickel analysiert die verheerenden Folgen von Donald Trumps Finanzpolitik

Rudolf Hickel

Foto: privat

75, ist Wirtschaftswissenschaftler und Gründungsdirektor des Instituts für Arbeit und Wirtschaft an der Universität Bremen.

taz: Herr Hickel, Donald Trump will die Regulierung desBankensektors aufweichen. Was bedeutet das für die Finanzwelt?

Rudolf Hickel: Das wäre eine große Katastrophe. Die Finanzmarktkrise wurde im Kern in den USA ausgelöst. Die Lehre daraus ist, dass Regulierungen gebraucht werden. Der „Dodd-Frank Act“ von 2010 verhindert bisher, dass die amerikanischen Banken riskante Spekulationen eingehen. Wenn Trump sich jetzt durchsetzt und das Gesetz geändert wird, gibt es eine erneute Krise.

Wie wahrscheinlich ist es denn, dass Trump sein Vorhaben umsetzen kann?

Die Wahrscheinlichkeit für eine Gesetzesänderung ist sehr hoch. Im Kongress haben die Republikaner, die nicht als Befürworter des Gesetzes gelten, die Mehrheit. Trump steht unter massiven Druck der Interessen der Finanzoligarchen. Sein Finanzminister und auch sein Wirtschaftsberater sind ehemalige Goldman Sachs Banker und somit auch gegen eine Regulierungen des Bankensektors.

Werden nach den USA auch weitere Länder auf eine De­regulierung setzen?

Ich befürchte einen Dumping-Wettbewerb um Regulierungsstandards. In Deutschland gibt es ebenfalls schon die Kritik, dass Regulierungen die Geschäfte erschweren. Auch die britische Premierministerin Theresa May will die eigenen Finanzmärkte mit dem Brexit von EU-Regulierungen lösen. Andere Banken werden sich unterlegen fühlen und auch Lockerungen der Regulierungen fordern. Es ist ein Skandal, dass die bitteren Erfahrungen aus der Finanzkrise ignoriert werden.

Kann eine mögliche erneute Krise denn überwunden werden?

Ich halte eine solche Katastrophe für nicht managebar. Wenn die großen Banken scheitern, kann der Staat das nicht auffangen. Auch die Steuerzahler werden die Krisenkosten nicht tragen können. Der Finanzmarkt braucht eine harte Ordnung mit Regulierungen, damit er funktionieren kann.

Wie kann der Deregelugierungswettbewerb denn noch verhindert werden?

Das Thema muss auf die Agenda des G20-Gipfels in Hamburg. Die Mitglieder müssen an ihrem Beschluss von London, den Finanzsektor durch Regulierung und Aufsicht zu stärken, festhalten.

Interview Vanessa Reiber

Trumponomics, Destabilisierender US-Imperialismus durch „America First“: 19 Uhr, Überseemuseum, Bahnhofsplatz 13