Karstadt Kompakt macht Platz und Licht

Neuer Investor, neues Konzept: Eine Filiale in Hattingen zeigt, wie die kleinen Warenhäuser künftig aussehen

HATTINGEN taz ■ Karstadt und Hattingen, Hattingen und Karstadt: Bis vor kurzem wäre diese Assoziation wohl niemandem in den Sinn gekommen. Dabei beherbergt das freundliche Ruhrpott-Städtchen eine von drei Vorzeige-Filialen des Unternehmens Karstadt Kompakt. Sie gehört zu den 74 kleinen Warenhäusern, die der Handelskonzern KarstadtQuelle Anfang September offiziell an die britischen Investoren Dawnay Day und Hilco verkauft hatte – weil sie für Vorstandschef Thomas Middelhoff „nicht zum Kerngeschäft“ gehörten. Die Modernisierung der ersten drei Häuser in Dortmund-Aplerbeck, Duisburg-Walsum und eben Hattingen haben sich die neuen Besitzer rund 800.000 Euro kosten lassen.

In der historischen Altstadt erblicken Fußgänger schon von weitem den grauen Betonklotz. Zwei Zeuginnen Jehovas stehen im Eingang und starren die Kunden an. Innen aber fällt sanftes Licht auf Auslegwaren und Regale. Kuschelrock plätschert leise aus den Lautsprechern.

„Moderner, heller und luftiger“ sei es geworden, schwärmt Oliver Krüger, Leiter der „Fashion“-Abteilung. Man habe sich an den Wünschen der Kunden orientiert – mit einem größeren Marken-Sortiment, mehr Hi-Fi- und Elektro-Artikeln, einem größeren Reisebüro und mehr Klarheit: So müssten Kunden nicht mehr „das neue Hemd neben der Bratpfanne anprobieren“.

„Es ist freundlicher und übersichtlicher geworden“, bestätigen Mari Baum und Siki Schwanke, beide Stammkundinnen. Nur ein neuer Anstrich sei noch nötig. Mit den Verkäuferinnen sind die Schwestern gut bekannt. „Hauptsache, die Arbeitsplätze bleiben“, meint Schwanke.

Das hofft auch der Hattinger Betriebsrat. „Für die Mitarbeiter hat sich nicht viel verändert“, sagt Betriebsratsvorsitzende Waltraud Marx. „Positiv“ findet sie, „dass der Druck weg ist, unter dem wir bis zum Verkauf an den neuen Investor standen“. Bis Ende 2006 seien die Arbeitsplätze erst mal sicher. Was danach kommt, hänge von der wirtschaftlichen Lage ab. Noch sei „nichts von Maßnahmen der Geschäftsführung zu spüren“. Vor einigen Tagen haben die Geschäftsführer Harald Fölkel und Ralf Dettmer verkündet, keine Filiale werde geschlossen.

Ist das Konzept tatsächlich so simpel? Ein bisschen mehr Licht, ein bisschen mehr Raum, ein neuer Name – und das Unternehmen schreibt schwarze Zahlen? Nicht ganz, meint Karstadt-Kompakt-Sprecher Ralf Beke-Bramkamp. Alles, was nicht mit dem Warenhausbetrieb zu tun hat, ist ausgelagert. Buchhaltung, Verwaltung und Einkauf erledigt vorläufig noch KarstadtQuelle, sie sollen aber von Fremdfirmen übernommen werden. Und mit der Entwicklung des Verkaufskonzepts habe man schon vor Monaten begonnen. Das Ziel sei, sich besser auf die Bedürfnisse der Kunden in Klein- und Mittelstädten sowie in Randlagen einzustellen. Die Briten hätten nun das nötige Kapital mitgebracht. „Karstadt Kompakt war kein Sanierungsfall“, betont Beke-Bramkamp. Viele Häuser seien auch vorher gut gelaufen. Und die Mitarbeiter? „Sie wurden alle übernommen und wissen nun, wo es hingeht!“ GESA SCHÖLGENS