Boulevard der Besten: Gabriela Keller
Zur taz kam sie im Sommer 2012. Gabriela Keller studierte zuvor englische, deutsche und französische Philologie in Münster und Sheffield. Sie arbeitete bei der Münsterschen Zeitung und machte anschließend ein Volontariat beim Weser-Kurier in Bremen. „Ich habe ganz klassisch bei der Lokalpresse angefangen. Ich habe über den Schützenverein geschrieben, über das, was in der Gegend passierte“, erzählt sie heute. „Aber ich glaube, es gibt keine kleinen oder großen Themen“, sagt sie. „Eigentlich ist alles Lokaljournalismus.“
Provinziell sein dagegen hieße, zu stark in der eigenen Gegend verhaftet zu sein, den übergeordneten Rahmen zu übersehen. Die 41-Jährige arbeitete lange Zeit als Auslandskorrespondentin, beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit dem Nahen Osten und lebte fünf Jahre in Damaskus und Beirut. „Der Libanon ist so ein kleines Land, das sich alle Nachrichten dort wie Lokalpresse anfühlen. Die Themen sind zwar immer örtlich begrenzt, haben aber dennoch auch eine globale Relevanz.“ Seit 2008 steht sie in Syrien auf der Blacklist; einreisen darf sie nicht mehr.
Für die taz arbeitete sie erst als freie Journalistin, auf eine Schwangerschaftsvertretung im Ressort Reportage folgte schließlich eine dauerhafte Anstellung im gleichen Ressort. Gabriela beschäftigt sich heute viel mit dem, was häufig als das sogenanntes Dunkeldeutschland bezeichnet wird. „Ich gehe dahin, wo die Demokratie zerfällt. Da, wo sie Lücken lässt – denn ich glaube, am Rand der Gesellschaft wird das große Ganze sichtbar.“
Sie schreibt eingehende und ausführliche Reportagen, über Ostdeutschland, über Reichsbürger, besonders über die Menschen, über die wenig berichtet wird und die selten im Fokus stehen. „Mir ist es vor allem wichtig, die Leute, mit denen ich spreche, zu respektieren. Manche Journalisten walzen beinahe über bestimmte Themen – danach steht dann kein Grashalm mehr.“
In dieser Zeitung hat sie sich als umsichtige Reporterin und Analytikerin einen Namen gemacht. „Ich kann mir gerade keinen besseren Ort als Berlin und die taz vorstellen.“ Wir hoffen sehr, dass sie uns noch recht lange erhalten bleiben wird! Ann-Kathrin Liedtke
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