Parteitag ohne Aufbruchsstimmung

CDU Jost de Jager bleibt Parteichef der schleswig-holsteinischen Christdemokraten, er holt ohne einen Gegenkandidaten 81 Prozent der Stimmen

So richtig zufrieden ist Jost de Jager nach dem schleswig-holsteinischen CDU-Parteitag am Samstag in Neumünster nicht: Er ist zwar Landesvorsitzender der Christdemokraten geblieben – er erhielt bei der Wahl 81 Prozent der Stimmen. Doch das heißt auch: 50 Delegierte stimmten gegen ihn, obwohl es gar keinen Gegenkandidaten gab.

„Ein lupenreiner Aufbruch ist nicht gelungen“, sagte er denn auch nach der Versammlung. Dabei wollte er nach dem „schwierigen Jahr für die Partei und für mich persönlich“ vom Parteitag ein Signal des Aufbruchs senden. De Jager war Spitzenkandidat bei der Landtagswahl im Mai gewesen, bei der seine Partei 30,8 Prozent erreichte, die Regierungsverantwortung verlor und für den Parteivorsitzenden nicht mal ein Landtagsmandat heraussprang. Es war das schlechteste CDU-Ergebnis seit 1950.

In seiner Rede auf dem Parteitag forderte de Jager nun, dass die CDU sich breiter aufstellen und sich „als Volkspartei wiederentdecken“ müsse. Schließlich habe die Partei konservative, liberale und christlich-soziale Wurzeln. „Wir müssen mehr die Themen ansprechen, die die Menschen in ihrem Alltag bewegen“, forderte er. Während der Zeit an der Regierung sei die CDU auf die Politikfelder verkürzt worden, für die ein Christdemokrat Verantwortung trug – also vor allem auf Finanz- und Wirtschaftspolitik. Außerdem müsse die CDU in den Städten wieder stärker werden. Deshalb will de Jager dafür sorgen, dass die Partei sich mehr um soziale Brennpunkte und Integrationsfragen kümmert.

Konsequenzen aus dem schlechten Wahlergebnis vom Mai forderte in Neumünster auch der ehemalige Landtagspräsident Torsten Geerdts. Er bemängelte, dass die Landtagsfraktion zu alt und zu männlich besetzt sei. „Im Kieler Landtag gibt es derzeit keinen CDU-Abgeordneten, der jünger als 40 Jahre ist“, sagte er. Frauen bekämen oft „die schlechtesten Wahlkreise, die man sowieso nicht gewinnen kann“.  DKU