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Mehrheit gegen rechts

DEMO II Die NPD protestiert in Rudow gegen ein Flüchtlingsheim – und wird ausgebuht

Am Samstag haben in Rudow mehrere hundert Menschen gegen einen fremdenfeindlichen Aufzug der NPD demonstriert. Die Anhänger der rechten Partei hatten sich auf einem Parkplatz etwa 200 Meter von der U-Bahn-Station entfernt zu einer Kundgebung gegen ein Asylbewerberheim in Rudow versammelt. Der Parkplatz mit Imbissbude wurde weiträumig abgesperrt.

An den Absperrungen drängen sich die GegendemonstrantInnen. Ein etwa 30-jähriger Mann mit schwarzer Kapuze streckt die Faust in Richtungen Verkehrsinsel. Hinter der Absperrung stehen etwa 70 Rechte: überwiegend junge Männer mit Glatze und Springerstiefeln, junge Frauen mit blondierten Zöpfen, aber auch Mittfünfziger im Sonntagsmantel sind darunter. NPD-Landeschef Schmidtke wettert gegen AsylbewerberInnen, die hier luxussanierte Arbeiterwohnheime bezögen. Allmählich setzt sich der 50 Meter lange Protestzug der Rechten in Bewegung. Die GegendemonstrantInnen reagieren mit Pfiffen aus Trillerpfeifen und lauten Buhrufen.

Zum Protest unter dem Motto „Kein Raum für Nazis und Rassisten!“ hatte das Bündnis Neukölln aufgerufen. Die evangelische Superintendentin des Bezirks, Viola Kennert, sagte: „Menschen, die vor Gewalt und Verfolgung geflohen sind, benötigen unsere Solidarität.“ Sie sollten hier Schutz und eine menschenwürdige Lebensperspektive finden.

Rund 600 Polizisten, die im Einsatz waren, konnten Neonazis und Gegendemonstranten weitgehend voneinander trennen. Als die Gegendemonstranten den Aufzug der NPD-Anhänger blockiert hätten, hätten die Beamten zur Durchsetzung des Versammlungsrechts die Strecke freigeräumt, so die Polizei. Dabei seien 15 Menschen vorläufig festgenommen, gegen 9 seien Ermittlungen eingeleitet worden, hieß es am Sonntag.

JULIA AMBERGER (mit dpa)

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