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PorträtTennisüber alles

Fedcup-Premiere mit Misstönen: Carina Witthöft (22) Foto: dpa

An hohen Zielen und dem dazu passenden Ehrgeiz hat es der Tennisspielerin Carina Witthöft nie gemangelt. Beides wurde unterfüttert durch bemerkenswerte frühe Erfolge. Im Alter von nur 14 Jahren wurde die gebürtige Wentorferin die jüngste Hamburger Damenmeisterin aller Zeiten. Ihr Blick war schon damals weit in die Zukunft gerichtet. Sie wollte mit Macht unter die Top 100 der Tennis-Weltrangliste.

Die Voraussetzungen dafür waren ideal. Vater Kai betreibt im Hamburger Stadtteil Jenfeld eine Tennisanlage, Mutter Gaby war lange ihre Trainerin – klassische Tenniseltern, die einen klaren Karriereplan für ihr Kind haben. Carina Witthöft betrachtet dies im Rückblick als eindeutig positiv. „Alles, was ich bisher erreicht habe, habe ich meinen Eltern zu verdanken“, sagte sie vor gut einem Jahr.

Am 17. August 2015 hatte sie ihre bislang beste Weltranglisten-Position erreicht, Platz 49. Schon zu jener Zeit ließ sie wissen, was nach dem Erreichen der Top 100 ein weiteres großes Ziel auf ihrem Weg sei: Sie würde sich riesig freuen, wenn sie einmal von Teamchefin Barbara Rittner für das deutsche Fed-Cup-Team nominiert würde – selbst wenn sie nur Ersatz wäre und nicht spielen sollte.

Dieser Wunsch ist für die Rechtshänderin, die am Donnerstag 22 Jahre alt wird, vorige Woche in Erfüllung gegangen. Rittner nominierte sie für die Erstrunden-Partie gegen die USA auf Hawaii. Über ihre Berufung zeigte sich Witthöft begeistert. „Ich bin unheimlich glücklich, dass ich hier dabei sein darf“, sagte sie vor der Auslosung der Partien.

Sie profitierte vom Fehlen zweier weiterer norddeutscher Spielerinnen. Die Kielerin Angelique Kerber und die Neumünsteranerin Mona Barthel hatten für das Duell mit den Vereinigten Staaten abgesagt.

Traumhaft war das Fed-Cup-Debüt auf Hawaii für Witthöft dann aber doch nicht. Der US-amerikanische Lehrer Will Kimble sorgte mit einer unfassbaren Aktion dafür. Er war dafür vorgesehen, bei der Eröffnungszeremonie die deutsche Nationalhymne zu singen. Er trug durchdringend über Mikrofon die erste Strophe vor, die mit den Worten „Deutschland, Deutschland über alles“ beginnt.

Das deutsche Team und die deutschen Fans versuchten, mit dem Singen der dritten Strophe („Einigkeit und Recht und Freiheit “) dagegenzuhalten, doch das war kaum möglich. Leider erkannte das deutsche Team nicht die Möglichkeit, einfach wegzugehen, deutlich zu protestieren oder Kimble gar das Mikro zu entreißen und auf diese Weise „diese absolute Unverschämtheit und Frechheit, das absolut Allerletzte“ zu beenden, wie Witthöfts Teamkollegin Andrea Petkovic es später formulierte. GÖR

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