Kim Jong Un begrüßt Donald Trumpmit einer Rakete

NordkoreaEinst prahlte der US-Präsident damit, er werde den Konflikt um die nordkoreanischen Atomwaffen regeln. Nun hat ihm das Regime geantwortet

Kim Jong Un beim Besuch in einer Maschinenfabrik Foto: reuters

AUS PEKING Felix Lee

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Nordkorea mit einem erneuten Raketenabschuss auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump reagieren würde. Denn anders als im Wahlkampf, als er sich Nordkorea gegenüber noch gesprächsbereit zeigte und sogar willens war, Diktator Kim Jong Un zu treffen, hat Trump seit seinem Amtsantritt den Ton gegenüber Pjöngjang deutlich verschärft.

Sonntagfrüh war es dann so weit. Laut Südkoreas Verteidigungsministerium hat Nordkoreas Armee im Nordwesten des Landes eine ballistische Rakete abgefeuert. Sie sei 500 Kilometer Richtung Japanisches Meer (koreanisch: Ostmeer) geflogen und dann ins Meer gestürzt. Japans Regierung zeigte sich zwar alarmiert, betonte jedoch, dass kein japanisches Gebiet getroffen wurde. Um welchen Raketentyp es sich handelte, wussten weder der Generalstab in Seoul noch die Regierung in Tokio zu sagen. Pjöngjang bestätigte den Abschuss zunächst nicht.

Das Regime dürfte den Zeitpunkt bewusst gewählt haben. Japans Premier Shinzo Abe besucht derzeit Trump in Florida. Gemeinsam verurteilten sie den Raketenabschuss. Pjöngjangs Vorgehen sei „absolut nicht tolerierbar“, erklärte Abe. Trump betonte, die USA stünden zu „100 Prozent“ hinter Japan.

Das klang aus Trumps Mund vor einigen Monaten noch ganz anders. Anders als seine Kontrahentin Hillary Clinton, die weiter für scharfe Sanktionen gegen das Regime eintrat, erklärte er im Wahlkampf, er halte es für möglich mit Diktator Kim über dessen Atomwaffenprogramm zu sprechen. „Ich würde mit ihm reden, ich habe absolut kein Problem damit“, hatte er gesagt.

Den US-Verbündeten Japan und Südkorea gab Trump zu verstehen, dass sie auf uneingeschränkte US-Unterstützung nicht länger zählen sollten und drohte gar mit einem Truppenabzug aus Südkorea. Zugleich gab er vor allem China schuld, sich nicht ausreichend zu engagieren.

Nordkoreas Regime zeigte sich über Trump geradezu entzückt. Die Staatszeitung DPKR Today huldigte ihn als „weisen Politiker“ und „weitsichtigen Präsidentschaftskandidaten“, der die USA von der atomaren Bedrohung befreien könne. Trump sei nicht der raue, seltsame und ignorante Kandidat, als der er beschrieben werde.

Vor allem in Südkorea ist die Angst groß, die USA könnten sich aus der Region zurückziehen und die koreanische Halbinsel dem brutalen Regime im Norden überlassen. Auch in Japan wächst die Angst vor einem Nuklearschlag Nordkoreas. Nippon ist seit seiner Niederlage im Zweiten Weltkrieg per Verfassung in seiner Rüstung eingeschränkt und bei der Landesverteidigung von den USA abhängig. Unter Abe, der die Verfassung ändern will, rüstet Japan auf. Dass Trump nun Japan doch seine Unterstützung erklärt, dürfte die Ängste in der Region kaum lindern. Denn Trump gilt auch in Fernost als zu wenig berechenbar.

Militärexperten in Japan, Südkorea und den USA rätseln indes weiter, wie weit Nordkoreas Atomwaffenprogramm inzwischen entwickelt ist. Wenige Wochen vor der US-Wahl im November hatte Nordkorea zwei Mal Mittelstreckenrakete abgefeuert. Das waren Raketen vom Typ Musudan. Experten sind sich einig, dass Nordkoreas Mittelstreckenraketen recht zielgenau sind. Wann das stalinistisch geführte Land jedoch Langstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen bestücken kann, die auch Teile der USA erreichen könnten, ist unklar.

Zum Jahresbeginn twitterte Trump, er sehe in Nordkoreas Atomprogramm noch keine Gefahr für die USA: „Nordkorea hat gerade verkündet, die Endphase der Entwicklung einer Atomwaffe erreicht zu haben, die Teile der USA erreichen kann. Das wird nicht passieren!“